Endlich wieder Leben in und vor den Hörsälen – Rückblick auf den 7. Forschungstag der Medizinischen Fakultät

Nach zwei Jahren pandemiebedingten Ausfalls lud die Medizinische Fakultät der Universitätsmedizin Halle (UMH) am Freitag erstmals wieder zum Forschungstag. „Ich freue mich, dass wir nach so langer Zeit endlich mal wieder persönlich zusammenkommen können“, kommentierte Dr. Mike Tostlebe vom Prodekanat für Nachwuchsförderung am Freitag vor Ort. Eine digitale Ausrichtung habe man in den letzten beiden Jahren zwar erwogen, aber wieder verworfen: „Das lebt ja hier von der Stimmung im Hörsaal und vom direkten Austausch“. 220 Teilnehmende zählte der Organisator bei der siebten Ausgabe des Forschungstags.

Insgesamt 92 Nachwuchswissenschaftler*innen, die meisten von ihnen Doktorand*innen an der UMH, nutzten die Gelegenheit, um im Hörsaalgebäude des Uniklinikums (UKH) ihre Arbeiten zu präsentieren. Zehn von ihnen beteiligten sich mit einer Präsentation an einer der beiden Vortragssessions. Außerdem hatten 82 Teilnehmende Poster vorbereitet, die in zwei Begehungen am Vormittag und am Nachmittag im Gang vor den Hörsälen gezeigt wurden. Die Präsentierenden hatten dort die Gelegenheit, ihre Forschungsergebnisse der wissenschaftlichen Jury und weiteren Interessierten vorzustellen und ihnen Rede und Antwort zu stehen. Die Jury, bestehend aus Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der UMH, beurteilte Vorträge und Poster nach festgelegten Kriterien und kürte die besten Beiträge.

Den Auftakt der Veranstaltung bestritt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Gekle, mit einem kurzen Diskurs über die Ziele und Motive beim Erlernen von Wissenschaft und Forschung. Wissenschaftlichkeit, so Gekle, sei ein konstitutionelles Element der gesundheitlichen Daseinsvorsorge. Er forderte die Nachwuchswissenschaftler*innen auf, neugierig und relevant zu forschen – wenn auch noch ein Titel dabei herauskäme, sei das natürlich kein Schaden.

Dekan Prof. Dr. Michael Gekle begrüßt die Teilnehmenden des 7. Forschungtags

Die anschließende erste Vortragssession drehte sich um Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Altersmedizin, mit Arbeiten aus den Bereichen Physiologische Chemie, Anatomie, Pflegewissenschaft, Orthopädie und Herzchirurgie. Moderiert wurde die Sitzung von Prof. Dr. Tino Prell und Dr. Kai Knöpp.

Ein bisschen Showtime zog in den Hörsaal ein, als im nächsten Programmpunkt Jun.-Prof. Dr. Tony Gutschner die „Elevator Speeches“ präsentierte: 15 Nachwuchswissenschaftler*innen bemühten sich in einem 60-sekündigen Kurzvortrag um die Gunst des Publikums. Der Kerngedanke einer Elevator Speech ist es, innerhalb einer Aufzugsfahrt einer wichtigen Person das eigene Thema nahe zu bringen – und dabei auch noch zu überzeugen. Anders als bei den Vorträgen und Posterpräsentationen konnten die Nachwuchswissenschaftler*innen hier auch mit rhetorischen Fähigkeiten, Charme und Witz punkten. Die Auswahl der preiswürdigen „Elevator Speeches“ oblag dem Publikum, das dem Ausmaß seiner Begeisterung durch Applaus Ausdruck verlieh.

Die Keynote des Forschungstags mit dem Titel „Reducing waste und increasing value in biomedical research“ hielt Prof. Dr. Ulrich Dirnagl, Direktor der Abteilung Experimentelle Neurologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin. In der biomedizinischen Forschung würden mittlerweile viel zu viele und nicht immer nützliche Forschungsdaten produziert – in seinem Vortrag beschäftigte sich Dirnagl mit Möglichkeiten zur Verbesserung dieses Zustands.

Am Nachmittag folgte die zweite Vortragssession mit Nachwuchsarbeiten zum Thema Onkologie, mit Vorträgen aus den Bereichen Innere Medizin IV, Neurochirurgie, Klinische Ethik am UKH und dem Krukenberg Krebszentrum Halle.

Mit p-Werten muss sich jeder*r mit quantitativen Methoden arbeitende Wissenschaftler*in auseinandersetzen, machen sie doch eine statistische Aussage darüber, wie signifikant ein behaupteter Zusammenhang ist. „Was Sie schon immer über p-Werte wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“ konnten die Teilnehmenden des Forschungstags am Nachmittag im Vortrag von apl. Prof. Dr. Wienke vom Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik erfahren.

Beschlossen wurde die Veranstaltung mit einem Fazit des Prodekans für Nachwuchsförderung Prof. Dr. Michael Bucher und der Preisverleihung. Die besten Nachwuchsarbeiten wurden mit jeweils 200 Euro, gestiftet durch den Förderverein der Universitätsmedizin Halle, prämiert.

Für die besten Vorträge wurden Lars Saemann (Herzchirurgie, „A Prediction Model for Contractile Function of Circulatory Death Donor Hearts Based on Microvascular Flow Shifts During Ex-situ Hypothermic Cardioplegic Machine Perfusion”) und Oleksandra Skorobohatko (Innere Medizin IV,    „Charakterisierung des Oberflächenmarkers ROR1 als mögliches Target einer CAR-T-Zelltherapie im anaplastischen Schilddrüsenkarzinom“) ausgezeichnet. Die Preise für die besten Poster gingen an Anastasia Doroshenko (HLA-Labor), Désiré Klos (Physiologische Chemie), Julia Müller (Physiologische Chemie), Sophie Sand (Anatomie), Roland Jacob (Nachwuchsgruppe RNA-Biologie) und Julia Engel (Gynäkologie). Die Publikumspreise für die besten „Elevator Speeches“ nahmen Johanna Straube (Anatomie), Birte Gohde (Herzchirurgie) und Simon Graf (Radiologie) mit nach Hause.

Die Preisträger*innen des 7. Forschungstages der Universitätsmedizin Halle

Hallescher Nachwuchswissenschaftler entwickelt Vorhersage-Modell für Funktionalität von Spenderherzen

Zahlreiche Menschen sind dringend auf ein gespendetes Organ angewiesen, um weiterleben zu können. Wegen des Mangels an solchen Organen, der auch auf das Herz zutrifft, werden weltweit zunehmend Spender- und Spenderinnenherzen zur Transplantation verwendet, die nicht gänzlich optimal sind. Dazu gehören zum Beispiel unter bestimmten Voraussetzungen auch Herzen, die eine Ischämie, also einer Sauerstoffunterversorgung erfahren haben. Ein hallesches Forschendenteam rund um den Nachwuchswissenschaftler Lars Saemann und Prof. Dr. Gábor Szabó, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Herzchirurgie, hat nun ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Funktion solcher Spenderherzen durch eine mehrstündige Perfusion in einer Maschine mit einer neuartigen Lösung wiederherstellen lässt. „Nach der Entnahme des Herzens und bis zur Transplantation bei der empfangenden Person wird das Herz nach dem Tod des Spenders oder der Spenderin dauerhaft mit dieser Lösung durchströmt, die effektiver ist als eine Durchströmung mit Blut“, beschreibt Saemann die Ergebnisse der Laborversuchsreihe.

Urkunde über die Verleihung des Dudley Scholar Awards der American Heart Association

In einem Folgeprojekt wurde des Weiteren eine Methode entwickelt, mit der sich die kontraktile Funktion des Herzens nach der Maschinenperfusion vorhersagen lässt. „Das heißt, man kann vorhersagen, wie gut die Fähigkeit des gespendeten Herzens nach Transplantation sein wird, sich zusammenzuziehen und anschließend wieder zu entspannen. Diese Fähigkeit ist beim Herzen besonders wichtig, um später im Körper des Empfängers oder der Empfängerin bestmöglich zu funktionieren und das Blut zuverlässig zu transportieren“, erklärt Saemann. Für seinen Beitrag auf der Jahrestagung der American Heart Association (AHA) ist Saemann mit dem “Paul Dudley White International Scholar Award” der AHA für den besten Beitrag aus Deutschland ausgezeichnet worden.

Von Medikamentendrohne bis Reha-Angebote – TDG feiert zweijähriges Bündnisjubiläum

„Ich bedanke mich bei allen Mitwirkenden für die vielen innovativen Projektideen“, sagte Friedrich Lüder in seinem Grußwort zu Beginn der Festveranstaltung. „Wir haben damit starke Mittel in der Hand, vor allem den ländlichen Raum innovativ voranzubringen“, so das Beiratsmitglied des Bündnisses Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung (TDG) weiter. Am 6. Dezember feierte die TDG ihr zweijähriges Bündnisjubiläum – aufgrund der Corona-Einschränkungen als Onlineveranstaltung.

Und die Zwischenbilanz nach zwei Jahren fällt durchaus erfolgreich aus. 12,6 Millionen Euro Fördermittel konnten beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingeworben und in 21 spannenden Projekten eingesetzt werden, wie TDG-Projektleiter Prof. Dr. Patrick Jahn, der auch Leiter der AG-Versorgungsforschung an der Universitätsmedizin Halle ist, in seinem Rückblick sagte. „Insbesondere die hohen 78 Prozent Start-Up-Beteiligung sind für ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ein großer Erfolg des Bündnisses.“

Inzwischen sei die TDG zu einem breiten Bündnis von 102 Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angewachsen. „Aber wir wollen weiterwachsen“, so Jahn, der ankündigte, dass im Februar 2022 die Entscheidung über die nächste Förderrunde für die zweite Umsetzungsphase der TDG im Rahmen des WIR!-Programms des BMBF anstehe. Dann geht es für 38 innovative Projektideen um die Finanzierung – und für das südliche Sachsen-Anhalt um den „Wandel von einer Problemregion zu einer Modellregion“.

Das TDG-Bündnis will ein „Innovationsökosystem“ für digitalisierte Gesundheitsversorgung und Pflege etablieren – von der Erforschung, Pilotierung bis zur Marktumsetzung. Der regionale Schwerpunkt liegt dabei im südlichen Sachsen-Anhalt, einem Gebiet, welches besonders vom Spannungsfeld demografischer Wandel und Gesundheitsversorgung betroffen ist. „Die Region soll zum Innovationsmotor für eine digitalisierte Gesundheitsversorgung – vor allem im Bereich der pflegerischen Versorgung – in Deutschland werden“, so das Bündnis auf seiner Webseite.

In der Kurzvorstellung der laufenden Projekte wurde die Vielfältigkeit deutlich. Dabei fokussiert sich die TDG auf drei zentrale Innovationsbereiche: digitale wohnortnahe Versorgungskonzepte, teilhabeförderliche digitalisierte Wohnformen bei Pflegebedürftigkeit sowie digitale Qualifizierungskonzepte für Fachkräfte und Angehörige.

Das Projekt „ADApp“ soll eine schnelle, zuverlässige, kontaktlose und flächendeckende Medikamentenversorgung der Bevölkerung auch für den ländlichen Raum ermöglichen. „Das E-Rezept mit Drohnen-Zustellung ist nur der Anfang eines digitalen Prozesses“, so Apotheker Martin Grünthal aus Dessau, der ADApp gemeinsam mit der Unimedizin Halle, der Hochschule Anhalt und dem IT-Dienstleister brain-SCC betreibt. „Gerade in Pandemie-Zeiten kann die Digitalisierung hier gute Dienste leisten“, so Grünthal. Mitte 2022 sollen die ersten Testflüge stattfinden.

Um die Entwicklung eines digitalen Therapieansatzes zur Atemtherapie und Stressreduktion nach überstandener COVID-19 Infektion geht es im Projekt „DigiVID19“. Katharina Dalko vom Dorothea Erxleben Lernzentrum der Universitätsmedizin Halle arbeitet hier mit dem Therapiezentrum LichterSchatten und 2tainment GmbH zusammen. Mit Hilfe einer Anwendung der virtuellen Realität (VR) soll die Therapie im Anschluss an die stationären Behandlungen im häuslichen Umfeld unterstützt werden. „Wir wollen damit niedrigschwellige Reha-Angebote erweitern, die vor allem im ländlichen Raum helfen, die medizinische Versorgung zu verbessern“, so Dalko.

Ein IT-gestütztes Koordinationssystem für kurzfristige, ehrenamtliche Hilfe zur Verbesserung der Pflegeinfrastruktur und wohnortnaher Versorgungskonzepte durch digitale Unterstützung entwickeln die Macher im Projekt „Elise“. Hier arbeiten brain-SCC, das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Unimedizin Halle, der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der MLU sowie die Halle-Neustädter Wohnungsgenossenschaft zusammen. „Ziel ist es, eine niedrigschwellige Informationsplattform entwickeln, um Hilfesuchende und Helfer besser zusammenzubringen“, so Gregor Schumann von brain-SCC. „All diese Innovationen können uns helfen, als alternde Gesellschaft autonomer zu leben“, so Thomas Wünsch in seinem Grußwort. Der Staatssekretär im Wissenschaftsministerium von Sachsen-Anhalt zeigte sich von der Arbeit der TDG begeistert und sagte weitere Unterstützung der Landesregierung zu. Auch Dr. Karsten Schwarz, der im Bündnis für die Koordination zuständig ist, bedankte sich für das Engagement aller Partner. „Die Verbindung von Digitalisierung und Pflege hat das Potenzial, die vielen demografischen und ökonomischen Herausforderungen unserer Region, in Lösungen und Perspektiven zu verwandeln.“

Innovations-Kultur-Sommer: Im Dialog neue digitale Ideen in der Gesundheitsversorgung entwickeln

Dr. Elisa Haucke (r.) ermittelte im Gespräch mit den Seniorinnen und Senioren die Alltagsherausforderungen und Bedürfnisse älterer Menschen.
(Foto: Universitätsmedizin Halle)

Ohne Scheu wird die Küchenzeile aus Pappe in Beschlag genommen. Es werden der Backofen und der Geschirrspüler geöffnet, Messer und Gabel aus Pappe in die Hand genommen und der Kühlschrank inspiziert – ebenfalls aus Pappe. „Aber der ist eigentlich zu niedrig. Man kann sich im Alter einfach nicht mehr so gut bücken und kommt nur schlecht in die hinteren Bereiche“, kommen erste Hinweise vom Ehepaar Schmidt. „Alltägliche Aufgaben können gerade im Alter schnell zur Herausforderung werden“, erklärt Dr. Elisa Haucke, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Verantwortliche für das „Innovation Lab für digital unterstützte Gesundheitsversorgung“, das im Dorothea Erxleben Lernzentrum der Universitätsmedizin Halle untergebracht ist. „In unserem ‚Papp Labor‘ können wir ohne großen Aufwand nahezu jegliche häusliche Situation nachbilden und die Probleme gezielt identifizieren“, so die Wissenschaftlerin.

„Alltägliche Aufgaben können gerade im Alter schnell zur Herausforderung werden.“

Dr. Elisa Haucke

Zuvor hatte Haucke die Einführung in die Auftaktveranstaltung des „Innovations-Kultur-Sommers“ an diesem 3. August 2021 übernommen. An insgesamt acht Terminen werden in der Veranstaltungsreihe bis Ende September verschiedene Schwerpunkte zum Thema „digitale Gesundheitsversorgung“ gesetzt und ganz verschiedene Zielgruppen angesprochen, sich zu beteiligen. „Unsere Veranstaltungsreihe soll auch dazu dienen, die Herausforderungen zu identifizieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, erläutert Haucke. Dafür sei die Einbeziehung der Betroffenen sehr wichtig. An diesem 3. August waren es 14 Seniorinnen und Senioren, die in kreativer Atmosphäre über Probleme und Bedürfnisse in der Häuslichkeit sprechen konnten. Spannende Impulse gab es durch die Vorführung von bereits bestehenden innovativen Lösungen. Sie erfuhren etwas über Exoskelette, die unterstützen können, wenn die körperliche Kraft nachlässt oder über die Möglichkeiten der Unterstützung von Robotern im häuslichen Umfeld.

Und die hatten auch sichtlich Spaß und Interesse an der Diskussion, gaben wichtige Anregungen und erläuterten auch die Probleme – zum Beispiel, die Bedienung des Herdes bei Seheinschränkungen oder die alltäglichen Herausforderungen durch ein nachlassendes Kurzzeitgedächtnis, wie Einkauflisten anfertigen und Merkhilfen schreiben. „Die persönlichen Erfahrungswerte von Senioren und Seniorinnen sind für uns wichtige Impulse um neue digitale Lösungen für den Autonomieerhalt im Alter zu entwickeln“, so Haucke. Die persönlichen Erfahrungswerte von Senioren und Seniorinnen sind für wichtige Impulse für die Forschenden der Universitätsmedizin und der Universität Halle, um digitale Lösungen zu erarbeiten und zu erforschen. „Je mehr Technik involviert ist, desto schwieriger wird es für die Anwenderinnen und Anwender, das muss man durchaus mitberücksichtigen“, so die studentische Mitarbeiterin Ivonne Kalter, die ebenso wie Charlotte Buch und Elisa Haucke den Workshop betreute.

Alle gesammelten Bedarfe und Herausforderungen fließen am 20. September in den „Ideathon“-Workshop ein, der erste Lösungsansätze liefern soll. Den Abschluss bildet am 30. September eine Filmvorführung. Der „Innovations-Kultur-Sommer“ wurde von der Univations GmbH mitinitiiert sowie vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Dieter-Schwarz-Stiftung unterstützt.

Alle Termine der Reihe finden Sie im Veranstaltungsflyer hier. Aus Kapazitätsgründen ist eine Anmeldung notwendig. Diese ist per E-Mail an anmeldung@univations.de möglich.

Fahrstuhl-Reden, Postersessions und Vorträge: 6. Forschungstag der Universitätsmedizin Halle (Saale) findet am 6. Dezember statt

Am 6. Dezember wird es wieder voll im Foyer des Lehrgebäudes. Hier stellen (Nachwuchs-)Forschende der Universitätsmedizin Halle (Saale) ihre Arbeit anhand von wissenschaftlichen Postern vor. (Archivfoto)

Dem Publikum innerhalb der Länge einer Fahrstuhlfahrt das eigene wissenschaftliche Projekt erklären, ist nicht ganz einfach. Doch dieser Herausforderung werden sich 15 Menschen beim 6. Forschungstag der Universitätsmedizin Halle (Saale) stellen. Moderiert werden die sogenannten „Elevator Speeches“ (Fahrstuhl-Reden) von Junior-Professor Dr. Tony Gutschner. Allerdings nicht direkt im Fahrstuhl, dafür aber mit Stoppuhr. Mehr als 60 Sekunden werden nicht erlaubt.

Neben diesem Programmpunkt, der von 11.45 bis 12.30 Uhr stattfindet, ist der Forschungstag auch davor und danach gut gefüllt. Nach der Begrüßung der Teilnehmenden durch den Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Gekle, und einer Einführung durch den Prodekan für Forschung, Prof. Dr. Patrick Michl, und den Prodekan für Nachwuchsförderung, Prof. Dr. Michael Bucher, geht es mit der ersten Vortragssession los. Innerhalb einer Stunde präsentieren fünf Rednerinnen und Redner ihre Forschung aus dem Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen & Altern. Die vorgestellten Arbeiten kommen dabei unter anderem aus den Bereichen Psychiatrie, Epidemiologie oder auch Herzchirurgie. Die Moderation dieser Session übernehmen Dr. Kai Knöpp und PD Dr. Daniel Medenwald.

Danach schließt sich die zweite Vortragssession an, die einen Onkologie-Schwerpunkt hat. Moderiert von PD Dr. Ulrich Ronellenfitsch und Dr. Thomas Weber werden ebenfalls innerhalb einer guten Stunde fünf wissenschaftliche Vorhaben präsentiert. Die Vortragenden kommen dabei unter anderem aus den Bereichen Anatomie, Pädiatrie I (Kinderonkologie) oder Molekulare Medizin.

Nach der bereits erwähnten Elevator Speech und einer Mittagspause schließen sich ab 13 Uhr die beiden Posterbegehungen an. Diese sind unterteilt – zunächst werden wissenschaftliche Poster mit ungeraden Nummern begutachtet, danach die mit geraden Nummern. Jeder Posterpräsentierende kann anhand der Abbildungen die eigene Forschung gegenüber der Jury und anderen Interessierten erläutern. Ziel ist, die besten Präsentationen und Vorträge des Forschungstages mit Preisen auszuzeichnen. Doch bevor als letzter Programmpunkt die Preisverleihung erfolgt, wird von Dr. Matt Fuszard einerseits kurz die Core Facility „Massenspektrometrie“ vorgestellt, eine technische Einrichtung im Charles-Tanford-Proteinzentrum, die sowohl von der Medizinischen Fakultät als auch der Naturwissenschaftlichen Fakultät I betrieben und genutzt wird.

Archivfoto: Posterbegehung beim Forschungstag 2018

Andererseits hält Dr. Michael Cross, Leiter des Forschungslabors der Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Leipzig, die Keynote Lecture zum Thema „Epigenetics, Aging and Cancer“. Diese Themen spielen nicht nur in der weltweiten Forschung eine sehr aktuelle Rolle, sondern auch in der Forschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, insbesondere der Medizinischen Fakultät und der Naturwissenschaftlichen Fakultät I. An Studierende und Forschende dieser beiden Fakultäten richtet sich der Tag vornehmlich, aber es sind ebenfalls Interessierte aus anderen Fachbereichen der (Bio-) Informatik, oder den Ernährungswissenschaften eingeladen, die Anknüpfungspunkte zu den Forschungsthemen haben oder suchen.

Insgesamt habe es 94 Anmeldungen für den Forschungstag gegeben, so der Leiter des Prodekanats Forschung, Dr. Mike Tostlebe. Hieraus habe man dann ausgewählt, welche Teilnehmenden einen Vortrag halten werden und wer die eigene wissenschaftliche Arbeit mittels Poster präsentiere, so Tostlebe weiter.

Vorab-Vorführung des Dokumentarfilms „Human Nature“ zur CRISPR-Methode am IPC

Das passiert am Institut für Physiologische Chemie (IPC) der Medizinischen Fakultät der Uni Halle auch nicht alle Tage: Der große Hörsaal wurde kurzerhand zum Kinosaal. Und das nicht für irgendeinen Film, sondern für den Dokumentarfilm „Human Nature“, der als Vorpremiere gezeigt wurde und bisher nur bei Film-Festivals lief. Erst ab 7. November ist der Streifen von Oscar-Preisträger Adam Bolt dann offiziell im richtigen Kino zu sehen.

Prof. Rüdiger Horstkorte hielt eine kurze Einführung im Hörsaal des IPC.

Der Film behandelt ein Thema, das auch an der Universitätsmedizin Halle (Saale) in der Forschung zunehmende Bedeutung gewonnen hat: das als „Genschere“ bekannt gewordene CRISPR/Cas9-System. Zu Wort kommen Patientinnen und Patienten, die an bisher unheilbaren genetisch-bedingten Krankheiten leiden, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für das Thema eine maßgebliche Rolle spielen – so unter anderem die Wissenschaftlerinnen Jennifer Doudna und Leibniz-Preisträgerin und Leopoldina-Mitglied Emmanuelle Charpentier, die 2012 die CRISPR/Cas9-Methode veröffentlicht haben.

Der Film zeigt eindrücklich die Entwicklung von einer seit Milliarden von Jahren bereits in der Natur vorkommenden „Genreparierung“ hin zu einer biotechnologischen, jederzeit einsetzbaren Methode. Er wirft aber auch die ethischen Fragen auf, die mit dieser „Beeinflussung der Evolution“, wie es auch Doudna im Film nennt, einhergeht. Er zeigt die Hoffnung, die CRISPR/Cas9 für Menschen bedeutet, deren Leiden bisher nur behandelbar, aber nicht heilbar ist, wie beispielsweise die Sichelzell-Anämie, weil damit prinzipiell kaputte Gene repariert werden können.

Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kommen in dem Dokumentarfilm auch Menschen zu Wort, die an bisher noch nicht heilbaren Krankheiten leiden. Im Bild ist der Junge David Sanchez zu sehen, der aufgrund seiner Sichelzell-Anämie regelmäßig für Bluttransfusionen ins Krankenhaus muss.

Die Studierenden der Medizinischen Fakultät und anderer Fakultäten der Uni Halle, aber auch viele Lehrkräfte nutzten die Gelegenheit, den Film schon vorab zu sehen. Möglich war das, weil der Filmverleih an die Deutsche Gesellschaft für Biochemie (GBM) herangetreten war, deren hallescher Vertreter Prof. Dr. Rüdiger Horstkorte vom IPC ist.

Im Anschluss an den Film fand eine mehr als einstündige rege Diskussion über gesundheitliche wie sozialpolitische Chancen und Risiken sowie ethische Aspekte der Genom-Editierung mittels CRISPR statt. „Dabei ist sehr sorgsam und fundiert argumentiert worden“, sagt Horstkorte erfreut, der sich zudem positiv überrascht zeigte, dass so viele der Einladung zur Filmvorführung gefolgt waren. Tenor unter den Studierenden sei gewesen, dass es zwar eine tolle Methode sei, aber durchaus viele Risiken vorhanden seien, die thematisiert werden müssen, so Horstkorte.

Mehr zum Film: https://wondercollaborative.org

Meckel-Preis 2019 geht an Anatomin Prof. Dr. Sabine Hildebrandt von der Harvard Medical School

Prof. Dr. Sabine Hildebrandt hat den Meckel-Preis 2019 von Prof. Dr. Bernd Fischer verliehen bekommen.

Die deutsche Anatomin Prof. Dr. Sabine Hildebrandt von der Harvard Medical School und dem Boston Children’s Hospital (USA) hat am heutigen Freitag, 28. Juni, den Meckel-Preis 2019 des Fördervereins der Meckelschen Sammlungen des Instituts für Anatomie und Zellbiologie (IAZ) der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erhalten. Der Preis, der erstmals 2010 vergeben wurde, ist mit 1.000 Euro dotiert und wird einerseits für herausragende wissenschaftliche Beiträge zur historischen Meckel-Forschung“ sowie andererseits für hervorragende Leistungen zu anatomischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen und ihrer Einordnung in die heutige Zeit verliehen.

„Prof. Hildebrandt gehört in die zweite Kategorie“, sagte Prof. Dr. Bernd Fischer, ehemaliger Direktor des IAZ und nun Vorsitzender des Fördervereins der Meckelschen Sammlungen, in seiner kurzen Laudatio im Hörsaal des IAZ. Hildebrandt wurde für ihre wissenschaftliche Arbeit rund um die Geschichte der Anatomie in der Zeit des Nationalsozialismus ausgezeichnet, auf dem sie „die“ internationale Expertin sei, so Fischer.

Hildebrandt befasst sich zum Beispiel damit, ob es ethisch vertretbar ist, Forschungserkenntnisse zu verwenden, die mithilfe von Leichen von NS-Opfern gewonnen wurden. Beide Institutionen, das IAZ und als Teil dessen die Sammlungen, haben zu der Thematik insofern Anknüpfungspunkte, dass auch hier die Herkunft von Leichen sowie die Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet wurde. Weiterlesen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler informieren sich zu „Horizon2020“-Förderung

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin sowie der Universität Halle, aber auch Vertreter anderer Hochschulen, der regionalen Privatwirtschaft und außeruniversitärer Forschungsinstitute haben am Donnerstag, 28. Juni 2019, die Gelegenheit genutzt, mehr darüber zu erfahren, welche Fördermöglichkeiten das „Horizon2020“-Programm im Bereich Gesundheit bereithält und was für einen erfolgreichen Projektantrag nötig ist.

Einen kompletten Vormittag ging es im Hörsaal 3 des Universitätsklinikums Halle (Saale) um Angebote verschiedener Institutionen sowie um konkrete Ausschreibungen für den Bereich Gesundheit im Programm „Horizon2020“.

Die Nationale Kontaktstelle Lebenswissenschaften, angesiedelt beim Bundesministerium für Bildung und Forschung, erklärte ihre Arbeitsweise als Unterstützer von Vorhaben und bei der Suche von Projektpartnern und lieferte Tipps und Tricks für die Antragstellung. Dr. Roberto Cozatl von der halleschen Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt erörterte die Möglichkeiten der Datennutzung, des Forschungsdatenmanagements sowie der Informationsbeschaffung. Als Abschluss des Vortragsteils sprach Prof. Dr. Bernd Fischer von der halleschen Universitätsmedizin über seine Erfahrungen als Gutachter für EU-Projekte und gab aus seiner Sicht Tipps für die Antragstellung. Nach dem offiziellen Programm wurden für angemeldete Interessierte zudem individuelle Beratungsgespräche angeboten.

Mit 10.000 Euro dotierter Projektpreis der Medizin-Fachschaft geht an Projekt gegen Lernstress

Die Studierenden der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben entschieden: Ihr mit 10.000 Euro dotierter Projektpreis geht dieses Mal an das Institut für Medizinische Soziologie. Die Wissenschaftler Olaf Martin und Julia Roick wollen ein Coaching für Medizinstudierende entwickeln, das je nach Bedarf geeignete Lernstrategien, Zeitmanagement, Umgang mit Prüfungsangst oder auch Stressbewältigungsstrategien aufgreift. „Mit der Hilfe zur effizienteren Selbstorganisation soll Lernstress besser bewältigt werden können und so insgesamt die Studierfähigkeit verbessert werden. Wir freuen uns, die Lehre an der Medizinischen Fakultät studentenorientiert weiterzuentwickeln“, so Martin.

v.l.n.r.: Fachscahftsvertreter Timo Längrich, Institutsdirektor Prof. Matthias Richter und die beiden Preisträger Olaf Martin und Julia Roick

Weiterlesen

Die Australierin Dr. Jessica Bell forscht in Halle zu Neuroblastomen und hat hier ihre Familie gegründet

Dr. Jessica Bell hat ihren Arbeitsplatz im Charles-Tanford-Proteinzentrum der Uni Halle auf dem Weinberg Campus.

Dr. Jessica Bell ist wohl das, was gemeint ist, wenn vom Idealtyp „Frau in der Wissenschaft“ die Rede ist. Sie forscht im Bereich Neuroblastom – einer Krebsart, die ausschließlich Kinder betrifft – am Institut für Molekulare Medizin der Medizinischen Fakultät Halle als Postdoc, ist Mutter von zwei Kindern und verheiratet. Also die klassische „working mom“ und so sieht sie sich selbst auch, obwohl sie weiß und auch selbst erlebt, dass es Frauen in der Wissenschaft nicht ganz so leicht haben. „Ich finde mich und mein Leben allerdings völlig normal“, sagt sie. Bei einem Mann seien wissenschaftliche Karriere, verheiratet sein und Familie haben schließlich auch völlig normal.

Deswegen ist das, was Jessica Bell mit einer Mischung aus Ehrgeiz, Neugier und Zufällen erreicht hat, aber nicht weniger spannend und von einem normalen Lebenslauf kann man sicherlich nicht sprechen – das wäre er auch bei einem Mann nicht.

Aber von vorn: Die junge Frau Ende 30 ist gebürtige Australierin. Dort, in Sydney, hat sie die Schule besucht, danach an der University of New South Wales „Advanced Life Sciences“ mit den Hauptfächern Mikrobiologie und Humangenetik studiert und einen sogenannten, für den Commonwealth speziellen „Honours“-Studiengang in Immunologie drangehängt, der direkt zur Promotion berechtigt. Weiterlesen