Internationale Partnerschaften fürs Leben finden – Anatomie-Institut bietet Medizin-Studierenden aus Halle weltweiten Austausch

„Alleine an der weltweiten COVID-19-Pandemie sieht man, wie wichtig ein schneller internationaler wissenschaftlicher Austausch ist“, sagt Professorin Dr. Heike Kielstein. Die Direktorin des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Universitätsmedizin Halle hat vor nunmehr sieben Jahren ein internationales Projekt speziell für Studierende angestoßen, das man durchaus als Vorzeigeprojekt bezeichnen kann, das international Anerkennung findet.

Der persönliche Austausch, wie hier der Besuch von Studierenden von der Columbia University in der halleschen Anatomie, ist aufgrund der Pandemie derzeit nicht möglich. Dafür helfen virtuelle Formate.

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Prof. Dr. Anette Wu von der Columbia University in New York City, USA, entwickelte Kielstein ein Konzept, „Möglichkeiten zu schaffen, wissenschaftliches Arbeiten für unsere Studierenden frühzeitig zu internationalisieren.“ Hilfreich sei dabei, dass die anatomische Ausbildung an beiden Universitäten vergleichbar sei. Gemeinsame Präparationskurse und Diskussionsrunden mit Studierenden beider Institute über Skype bildeten 2015 den Anfang. „Als ein internationaler Austausch wissenschaftlicher, aber auch ethischer und gesellschaftlicher Themen“, so Kielstein.

Mit dem Abschluss eines Kooperationsvertrages zwischen den beiden anatomischen Instituten der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und ihrem Gegenpart, dem Vagelos College of Physicians and Surgeons an der renommierten Columbia University, nahm das Projekt 2018 nochmal an Fahrt auf. Inzwischen ist das Austauschprogramm „International Collaboration and Exchange Program“ (ICE), an dem seit 2015 bereits 277 Studierende aus Halle teilgenommen haben, auf 21 Universitäten in 14 Ländern auf vier Kontinenten angewachsen. „Und wir wachsen weiter“, sagt Kielstein.

Sie will ihre Studierenden in Halle ermutigen, global zu denken. „Wir haben in Halle ganz hervorragende Voraussetzungen für Gesundheitsforschung“, sagt sie. Und deshalb wollte die Professorin auch Halle unbedingt bei dieser internationalen Zusammenarbeit großer Universitäten dabeihaben. Ein Austauschprogramm für Studierende in New York, Sydney, Cambridge, Tokio, Hongkong, Barcelona – und auch Halle.

Jeweils etwa 15 Studierende des dritten Semesters aller beteiligten Universitäten nehmen an dem Projekt, das jedes Jahr im Wintersemester stattfindet, teil – „ausgewählt und handverlesen“, wie Kielstein betont. In diesem Jahr gebe es allerdings pandemiebedingt nur sieben Teilnehmende aus Halle. Die Studierenden werden in international bunt gemischte Dreier- oder Vierergruppen eingeteilt und treffen sich dann in regelmäßigen Video-Konferenzen, um über vorgegebene Themenbereiche zu diskutieren, sich auszutauschen und zu informieren. „Das reicht von Fragen zur jeweiligen Ausbildung, über Ethik, zu unterschiedlichen Gesundheitssystemen, Krankheiten wie COVID-19 oder Malaria bis hin zu großen gesellschaftlichen Herausforderungen, lokal bis global“, erklärt Kielstein.

Die studentischen Arbeitsgruppen suchen sich anschließend ein spezielles Thema, das sie zusammen ausarbeiten müssen. Für die Professorin steht dabei der internationale Austausch im Vordergrund. „Unsere Studierenden haben hier die einmalige Möglichkeit, schon im dritten Semester internationale Partnerschaften aufzubauen, von denen sie ihr gesamtes Leben profitieren können.“

Begleitet werde das Programm von monatlichen Vorträgen international namhafter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Anfang März gilt es für die Studierenden dann: In der „International Students Conference“ müssen beziehungsweise dürfen sie die Ergebnisse ihrer jeweiligen Arbeitsgruppen vor großem internationalen Publikum präsentieren – ein spannender Auftritt für die Drittsemester.

Im Sommersemester des dritten Studienjahres haben interessierte Studierende dann sogar noch die Möglichkeit eines ein- bis zweimonatigen Auslandsaufenthalts in einer der vielen anderen Universitäten des Programms – für einige Hallenser geht es dann nach Japan, Australien oder in die USA.

„Corona-bedingt musste dies 2021 leider ausfallen“, bedauert Kielstein, die aber hofft, dass dies 2022 fortgesetzt wird und auch wieder ausländische Studierende an ihrem Anatomie-Institut zu Gast sind – „und die Vorzüge unserer Unimedizin Halle kennenlernen“. Gefördert werde dieser Studierendenaustausch vielfach über das PROMOS-Programm mit Geld vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Mittlerweile gebe es in Halle auch eine Alumni-Gruppe ehemaliger Projekt-Teilnehmender, erzählt Kielstein. „Da wird beispielsweise mit Zimmern in einer WG-Wohnung geholfen oder auch mal ein Fahrrad für die Aufenthaltszeit in Halle bereitgestellt. Bei uns werden alle mit offenen Armen empfangen“, so die Mitinitiatorin. Ziel des Projektes sei es, zur Verbesserung der globalen Gesundheitswelt beizutragen, indem zukünftige Führungskräfte in den Bereichen Medizin, Zahnmedizin und Gesundheitswissenschaften mittels frühzeitiger internationaler Vernetzung, wissenschaftlicher Zusammenarbeit und Austausch vorbereitet werden. „Wir wollen den Studierenden klarmachen, dass Pandemien wie Corona nur gemeinschaftlich und international bekämpft werden können“, so Kielstein.

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