Besuch aus Kathmandu informiert sich über Kooperationsmöglichkeiten

Sie haben für die kurze Zeit einen weiten Weg auf sich genommen: Chemie-Ingenieur Prof. Rajendra Joshi, Prof. Ekku Pun, Professorin für Englisch, und der Arzt Dr. Rajedra Tamrakar sind für effektiv drei Tage aus Kathmandu in Nepal nach Halle gereist, um sich einen Eindruck von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und vom Universitätsklinikum Halle (Saale) zu verschaffen. Die drei Hochschullehrenden arbeiten an der privatfinanzierten Kathmandu University, der zweitgrößten Uni Nepals, die seit 2016 offiziell mit der MLU kooperiert.

„Wir möchten, dass die Kooperation nicht nur auf dem Papier besteht, sondern sie mit Leben füllen. Deswegen schauen wir uns nun vor Ort an, in welchen Bereichen sich eine Zusammenarbeit besonders anbietet und was möglich ist“, erklärte Prof. Joshi, der selbst einige Zeit in Tübingen studiert hat. So besuchten die Gäste aus Nepal den Bereich Wirtschaftswissenschaften und das Zentrum für Ingenieurwissenschaften. Einen großen Anteil nahm zudem die Universitätsmedizin Halle (Saale) ein.

Für ihren Aufenthalt in Deutschland hatten sie dabei jemanden an ihrer Seite, der beide Kulturen gut kennt: Dr. Pushpa Joshi, gebürtiger Nepalese und Mitarbeiter des Muskellabors der Universitätsklinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums, das natürlich auf dem Programm stand. Aber auch die Bibliothek im Klinikum, die neurologische Intensivstation und die Zentrale Notaufnahme gehörten dazu, in der Leiter Mroawan Amoury eine Führung gab. Außerdem fand ein Treffen mit Oberarzt und Kopfschmerzspezialist Dr. Torsten Kraya sowie mit dem Direktor der Klinik für Neurologie, Prof. Stefan Zierz, statt. Er war bereits – ebenso wie weitere Beschäftigte der halleschen Universitätsmedizin – mehrmals in Nepal und hat dort sowohl theoretisch als auch praktisch unterrichtet und Patienten behandelt hat, denn in Nepal gebe es relativ viele Schlaganfall-und Kopfschmerzpatienten. Daher zeigte er auch großes Interesse an einer Zusammenarbeit. „Ich würde jegliche Kooperation unterstützen“, so Zierz.

Die Kooperation solle dabei, so der einhellige Wunsch, alle Bereiche abdecken: den Austausch von Lehrkräften und Ärzten ebenso wie Auslandsaufenthalte oder Famulaturen für die Studierenden, aber auch gemeinsame Forschungsprojekte.

Prof. Stefan Zierz (l.) hieß die Gäste aus Nepal bei sich willkommen: Prof. Ekku Pun, Prof. Rajendra Joshi und Dr. Rajendra Tamrakar (v.l.n.r.). Dr. Pushpa Joshi (r.), Mitarbeiter im Muskellabor des UKH, kümmerte sich um die Gäste während ihres Aufenthalts in Halle.

180 Absolventinnen und Absolventen der Medizin verabschiedet

180 Studierende der Medizin haben im Frühjahr und Herbst 2018 ihr Studium an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beendet. Sie wurden am Samstag, dem 26. Januar 2019 feierlich verabschiedet. Der Festakt fand in der Aula des Löwengebäudes der Universität Halle statt.

Nach musikalischer Einführung und Begrüßung durch den Dekan, Prof. Dr. Michael Gekle, löste der Lehrpreisträger 2018, Prof. Dr. Stefan Plontke, seine „Gewinnschuld“ ein. „Kein Preis ohne Preis“, sagte er und übernahm gern den Festvortrag. In diesem ging er auf die Entwicklung der Medizin am Beispiel seiner Fachdisziplin, der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, ein. Einem geschichtlichen Abriss, der auch die Verdienste hallescher Vertreter des Fachs würdigte, gab er einen Einblick in den Stand der Medizin heute. Hörimplantate, Mittelohrprothesen, aber auch neue Therapiemethoden bei angeborener oder erworbener Gehörlosigkeit, robotergestützte Operationen, die Immuntherapie im Allgemeinen, aber auch Prävention von Krankheiten und der individuelle Anteil daran insgesamt spielten dabei eine Rolle.

Selbst Martin Luther, „Die Matrix“ und „Star Trek“ (Raumschiff Enterprise, natürlich!) waren Teil des Vortrags, letzteres wegen der schon vor Jahrzehnten von Gene Roddenberry erdachten Vision von Medizinscannern für den Menschen zur Früh(st)erkennung. Doch dass dies auch Fragen aufwirft – beispielsweise wie weit Genmanipulation gehen darf oder ob wir irgendwann Cyborg-ähnliche Kreaturen sein werden – und zudem das Gesellschaftskonstrukt im Sinne einer Daseinsfürsorge in der Gesundheitsversorgung wichtig ist, ließ Plontke nicht außer Acht. Immerhin gebe es bereits heute Apps, die vorgeben, die Ärztin und den Arzt ersetzen zu können. Deshalb komme der Wissenschaft ein großer Stellenwert, aber auch große Verantwortung zu, beispielsweise im Verhältnis von Qualität versus Quantität von Forschung und Studien oder Geld versus Kreativität, so Plontke. Er schloss seinen Vortrag mit einer Empfehlung an die Absolventen zur Bewahrung der Vielseitigkeit und dies mit einem Zitat von Konrad Zuse (1910-1995), der mit seinem „Z3“ als Erfinder des Computers gilt: „Ich glaube, dass gerade Vielseitigkeit die Voraussetzung für aus dem Rahmen fallende Ideen ist. Eine solche Idee, …, wenn man so will, war letzten Endes auch der Computer.“

Die Präsidentin der Ärztekammer, Dr. Simone Heinemann-Meerz, wandte sich ebenfalls an ihre neuen „Kolleginnen und Kollegen“. Sie ging auf den Status des Arztberufes und die Stellung der medizinischen Versorgung ein. Die Voraussetzungen angesichts des Ärztemangels seien für Absolventinnen und Absolventen so gut wie lange nicht, aber die Kommerzialisierung der medizinischen Versorgung aufgrund privater Krankenhauskonzerne problematisch zu sehen. „Betrachten Sie Ihre universitäre Ausbildung nach heutigem Standard als Privileg“, appellierte sie an die frischgebackenen Ärztinnen und Ärzten.

Gleichzeitig kritisierte sie aber auch, dass die gegenwärtigen Entwicklungen im Gesundheitswesen scheinbar einfach hingenommen werden. „Das alles läuft ohne merkbaren Protest der Öffentlichkeit. Auch die Studenten sind still“, sagte sie und ergänzte, dass man sich in dem Zusammenhang ein bisschen die 68er zurückwünsche, da hätte es mehr „Rabatz“ gegeben.

Heinemann-Meerz gab zum Schluss ihren neuen Kolleginnen und Kollegen noch den ein oder anderen Rat mit auf den Weg, so beispielsweise auf die eigene Gesundheit zu achten, trotz oder gerade auch wegen aller Umstände selbstbestimmt zu bleiben, kritisch gegenüber politischen Entscheidungsträgern zu sein, immer die aktuellen Leitlinien ihres Fachgebietes zu kennen, die Patienten wertschätzend zu behandeln und sich immer wieder gern an ihre Studienzeit in Halle zu erinnern – „insbesondere auch wegen der Dozenten und Professoren – denn bessere und nettere finden Sie nicht mehr“.

Ihrer Rede folgten dann die Glückwünsche des Studiendekans, Prof. Dr. Matthias Girndt, an die Absolventinnen und Absolventen sowie ein paar Worte dieser in Vertretung von Wiebke Dettmer.

Die Bildergalerie vermittelt einen Eindruck der feierlichen Veranstaltung.