Nachwuchsforschende des Instituts für Medizinischen Soziologie heimsen Preise ein

Ein Nachwuchsforschungspreis, die Prämierung einer Masterarbeit und eines wissenschaftlichen Posters sowie die Auszeichnung einer Publikation: Das ist die Bilanz zu Preisen und Auszeichnungen, die zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen und ein Nachwuchswissenschaftler des Instituts für Medizinische Soziologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg jüngst einheimsen konnten.

Dr. Irene Moor ist mit dem alle zwei Jahre vergebenen Nachwuchspreis der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) auf deren gemeinsamer Jahrestagung mit der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie (DGMP) ausgezeichnet worden. Damit soll die Forschungsaktivität der Nachwuchswissenschaftlerin gewürdigt werden, die sich vor allem mit Trends und Erklärungen zu gesundheitlicher Ungleichheit beschäftigt. Dazu hatte Moor auch ihre Dissertation verfasst. Der Nachwuchspreis, für den sie unter sechs Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt wurde, ist mit 2.000 Euro dotiert.

Auf der gleichen Veranstaltung wurde zudem Nico Seifert für die zweitbeste Masterarbeit ausgezeichnet. In dieser hat er den Einfluss der sozialen Isolation auf die Gesundheit von Menschen ab einem Alter von 30 Jahren untersucht. Datengrundlage war das Sozioökonomische Panel aus mehreren Jahren, was wiederum 100.000 Beobachtungen beinhaltete. Er fand heraus, dass soziale Isolation zu einer schlechteren subjektiven Gesundheit führt – bei Männern und Frauen gleichermaßen. Sei man isoliert und zudem auch wirtschaftlich schwach aufgestellt, verstärke sich der Effekt sogar noch, ebenso wie mit zunehmendem Alter. Zusätzlich wurde sein wissenschaftliches Poster zu seinem Masterthema mit einem Posterpreis der DGMS gewürdigt.

Die dritte Preisträgerin im Bunde ist Laura Hoffmann, die beim Forschungs- und Innovationspreis der Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften in der Kategorie „Beste Publikation“ den dritten Platz belegt hat. Die GfR lobt diesen Preis seit 2016 gemeinsam mit dem Rehabilitationswissenschaftlichen Verbund Berlin, Brandenburg und Sachsen (BBS) und dem Forschungsverbund Rehabilitationswissenschaften Sachsen-Anhalt und Thüringen (SAT) aus. Die Publikation heißt: „Zugang zur stationären Rehabilitation bei Methamphetaminabhängigkeit – Barrieren und Optimierungspotenziale aus Expertenperspektive“ und ist 2017 im Journal Rehabilitation (DOI: 10.1055/s-0043-121492) erschienen. Hoffmann ist Doktorandin an der Uni Magdeburg (Qualitative Sozialforschung) ist und forscht am Institut für Medizinische Soziologie in Halle.

 

Wissenschaftler veröffentlichen Grundlagenforschung zur Funktionsweise eines zellulären Ionenkanals im Journal PNAS

An schwerwiegenden Krankheitsbildern wie Arthrose oder Sepsis sind im Körper viele Prozesse beteiligt, vor allem aber Entzündungen, die zur Infektabwehr und Wundheilung notwendig, aber auch schmerzhaft sind. Für das Schmerzempfinden sind verschiedene Vorgänge im Körper verantwortlich. Hierbei ist unter anderem der sogenannte P2X7-Rezeptor beteiligt, ein Ionenkanal, der in der Zellmembran von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) vorkommt. Wie dieser funktioniert, haben Wissenschaftler der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Fritz Markwardt vom Julius-Bernstein-Institut für Physiologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erforscht. Die Ergebnisse ihrer Grundlagenforschung sind im renommierten Journal Proceedings of the National Academy of Sciences in the United States (PNAS; doi: 10.1073/pnas.1610414114) veröffentlicht worden. 

„Der Ionenkanal ist ein entscheidender Rezeptor für die Aktivierung von Entzündungsprozessen und registriert das sogenannte Adenosintriphosphat (ATP), das bei entzündlichen Prozessen und Verletzungen in den Extrazellulärraum ausgeschüttet wird und das deshalb als Gefahrensignal bekannt ist“, erklärt Prof. Markwardt. Dieses Signal, sorge dafür, dass sich der Ionenkanal wie ein Tor öffne und kleine Ionen wie Natriumionen (Na+), Calciumionen (Ca2+) und Kaliumionen (K+) durchtreten lasse. „Wir haben herausgefunden, welcher Teil des P2X7R-Proteins dafür zuständig ist. Das war so bisher nicht genau erforscht“, so Markwardt weiter. Durch die Öffnung der Ionenkanalpore werden Signalkaskaden aktiviert, die zur Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen führen und somit den Entzündungsprozess aktivieren. Es seien aber auch fundamentale Zweifel an der bisherigen Vermutung aufgekommen, dass sich die kleine Ionenkanalpore aufgrund langdauernder Anwesenheit des Gefahrensignals ATP erweitere, um größere Moleküle durchzulassen, wie es in der Publikation heißt. „Zumindest unter unseren experimentellen Bedingungen hat sich die Erweiterung der Pore nicht als Eigenschaft des P2X7-Rezeptors bestätigt“, sagt der Physiologe. 

Der Ionenkanal ist laut Markwardt ein „kleiner Baustein“ und einer von vielen, die bei Entzündungen und Schmerzreaktionen involviert sind, aber das bessere Verständnis über seine Funktionsweise könne dazu beitragen, neue entzündungshemmende oder Schmerzmedikamente zu entwickeln. 

Virtuelle Patienten helfen beim Erlernen des Diagnostizierens

Es war ein Testballon, doch der kam ausgesprochen gut an. 30 hallesche Medizin-Studierende haben sich damit befasst, bei zwei Patienten herauszufinden, welche Erkrankung diese haben könnten und dafür Behandlungsstrategien zu entwickeln. Und zwar anhand von virtuellen Patientenfällen, die in Nordamerika erstellt wurden und auf einer englisch-sprachigen Internet-Plattform präsentiert werden.

VirtualPatientsFederführend bei dem Projekt war Oberarzt Jens Walldorf von der Universitäts- und Poliklinik für Innere Medizin I (Direktor Prof. Dr. Patrick Michl). „Es gab zwei Gründe für die Idee. Einmal ergab sich das Projekt aus dem Aufbaustudium Master of Medical Education und zum zweiten bestand der Wunsch nach Veränderungen in der Lehre an der Medizinischen Fakultät Halle“, erklärt er.

Das heißt im Detail, dass Oberarzt Walldorf im Rahmen seines Studiums Projekte bearbeiten sollte, die sich mit der Verbesserung der Lehre beschäftigen, und er hat sich für das Thema „Virtuelle Patienten“ entschieden. „Das ist in Halle bisher unterrepräsentiert und wird aktuell nur an etwa der Hälfte der deutschen Medizinischen Fakultäten angeboten“, erklärt Walldorf. Das liege unter anderem daran, dass es aufwendig und teuer sei, realistische Fälle so aufzubereiten, dass diese sinnvoll verwendet werden können, aber auch daran, dass diskutiert worden sei, ob ein solches Angebot die Lehre voranbringe. Weiterlesen

Dermatologe Dr. Volker Stadie vom Universitätsklinikum Halle (Saale) erhält mit 1.000 Euro dotierten Publikationspreis

Für seine Arbeit mit dem Titel „Klinik und Therapie der Papillomatosis lymphostatica“ ist der Dermatologe Dr. Volker Stadie mit dem Publikationspreis der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie für den Bereich Phlebologie ausgezeichnet worden. Der Leitende Oberarzt der Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie des Universitätsklinikums Halle (Saale) nahm den mit 1.000 Euro dotierten Preis am Wochenende beim Internationalen Life Surgery Symposium in Frankfurt am Main entgegen.

Dr. Stadie wird für seine Publikation ausgezeichnet. Foto: Jürgen Mai

Dr. Stadie wird für seine Publikation ausgezeichnet.
Foto: Jürgen Mai

Die von Dr. Stadie eingereichte Publikation liefert einen Erfahrungsbericht in der Behandlung der Papillomatosis lymphostatica, einer besonderen krankhaften Ausprägung des chronischen Lymphödems, welche hauptsächlich an den Beinen auftritt. Dabei kommt es zu einem Flüssigkeitstau aufgrund eines nicht optimal arbeitenden Lymphsystems. Im weiteren Verlauf schwellen die Zehen, Füße oder Beine an, es entstehen Hautfurchen (Krypten), in denen sich Bakterien ansiedeln, die zu Geruchsbildung führen können. Mehr als 100.000 Menschen in Deutschland leiden an einem Lymphödem, doch nur ein geringer Teil bildet die Sonderform der P. lymphostatica aus, beispielsweise auch Menschen mit Saugprothesen aufgrund einer Beinamputation. Die Erkrankung muss medizinisch behandelt werden, um infektiöse Folgeerkrankungen zu vermeiden. Weiterlesen

Hoher Bedarf an Gesundheitsförderung und Prävention an nicht-gymnasialen Schulformen: HBSC-Jugendstudie der WHO liegt in nun gedruckter Form vor

CoverHBSC-BuchDie Ergebnisse der aktuellsten Befragung im Rahmen der WHO-Jugendstudie „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) haben für einiges Aufsehen gesorgt. Nun liegt der Abschlussbericht in gedruckter Form im Beltz-Juventa-Verlag vor (ISBN: 978-3-7799-1991-9). Insbesondere an Mitarbeiter in der (Schul-) Sozialarbeit, Lehrer und politische Entscheidungsträger richtet sich die Publikation.

Die Leitung der Studie in Deutschland liegt bei Medizinsoziologe Prof. Dr. Matthias Richter von der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der auch einer der Herausgeber des Buches ist. Prof. Richter sowie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Irene Moor verantworten im gedruckten Abschlussbericht das Kapitel zum Substanzkonsum, das heißt zu Alkohol, Tabak und Cannabis, von Jugendlichen.

„Dabei ist herausgekommen, dass der Konsum von regelmäßigem Alkohol und alkoholbedingten Rauscherfahrungen bei Jungen und Mädchen erfreulicherweise zurückgegangen ist“, sagt Prof. Richter. Beim Thema Tabakkonsum wurde festgestellt, dass Jungen zum einen weniger regelmäßig rauchen als Mädchen, aber auch insgesamt weniger als vor der letzten Befragung vor vier Jahren. Dafür trinken sie allerdings mehr Alkohol als Mädchen. Waren es vor vier Jahren noch 27,6 Prozent der 15-jährigen Jungen und 14,8 Prozent der gleichaltrigen Mädchen, die wöchentlich zu Alkohol griffen, sind es jetzt 19,4  beziehungsweise 8,3 Prozent. Im Gegensatz dazu stieg der Cannabiskonsum im Vergleich zur vorherigen Befragung unter Jugendlichen an. Weiterlesen

Anatomische Gesellschaft wählt gleich drei hallesche Publikationen nacheinander zum „Paper of the month“

Das gibt es auch nicht so oft: Gleich dreimal hintereinander sind Publikationen der halleschen Universitätsmedizin zum „Paper of the month“ der Anatomischen Gesellschaft gewählt worden.

Den Anfang machte die Doktorarbeit von Janine Jahn (29), die sie in der Arbeitsgruppe von Prof. Heike Kielstein am Institut für Anatomie und Zellbiologie verfasste. Thema: Können Menschen ihr Immunsystem stärken, wenn sie abnehmen? Dafür waren 32 gesunde, aber übergewichtige Männer und Frauen in eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe eingeteilt worden. Die Versuchsgruppe hat ein dreimonatiges Sport- und Ernährungsprogramm verordnet bekommen. Unterschiedliche Messwerte wurden dabei erfasst und nach drei Monaten sowie nach sechs Monaten kontrolliert. Die Erkenntnis: Aufgrund von Fettleibigkeit zurückgegangene Funktionen der Natürlichen Killerzellen (NK) können reaktiviert werden, wenn man abnimmt – und zwar vor allem den Körperfettanteil reduziert.

Danach ist ein Paper der Forschungsgruppe von Prof. Bernd Fischer ausgewählt worden. Dieses widmet sich dem Thema „Wie die Mutter so das Kind? Diabetes in der Frühschwangerschaft: Ist das Kind gefährdet?“.

Das dritte Paper des März befasst sich der anatomischen Untersuchung eines verstorbenen Veteranen des Zweiten Weltkriegs, der sich als Körperspender registriert hatte und nach seinem Tod von Medizinstudierenden untersucht worden ist. Dabei stellte sich heraus, dass der Mann kriegsversehrt war und 70 Jahre unter den Folgen seiner Kriegsverletzung gelitten hatte, weil diese weder in einem Militärkrankenhaus noch in Kriegsgefangenschaft adäquat versorgt worden war.