Das passiert am Institut für Physiologische Chemie (IPC) der Medizinischen Fakultät der Uni Halle auch nicht alle Tage: Der große Hörsaal wurde kurzerhand zum Kinosaal. Und das nicht für irgendeinen Film, sondern für den Dokumentarfilm „Human Nature“, der als Vorpremiere gezeigt wurde und bisher nur bei Film-Festivals lief. Erst ab 7. November ist der Streifen von Oscar-Preisträger Adam Bolt dann offiziell im richtigen Kino zu sehen.
Der Film behandelt ein Thema, das auch an der Universitätsmedizin Halle (Saale) in der Forschung zunehmende Bedeutung gewonnen hat: das als „Genschere“ bekannt gewordene CRISPR/Cas9-System. Zu Wort kommen Patientinnen und Patienten, die an bisher unheilbaren genetisch-bedingten Krankheiten leiden, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für das Thema eine maßgebliche Rolle spielen – so unter anderem die Wissenschaftlerinnen Jennifer Doudna und Leibniz-Preisträgerin und Leopoldina-Mitglied Emmanuelle Charpentier, die 2012 die CRISPR/Cas9-Methode veröffentlicht haben.
Der Film zeigt eindrücklich die Entwicklung von einer seit Milliarden von Jahren bereits in der Natur vorkommenden „Genreparierung“ hin zu einer biotechnologischen, jederzeit einsetzbaren Methode. Er wirft aber auch die ethischen Fragen auf, die mit dieser „Beeinflussung der Evolution“, wie es auch Doudna im Film nennt, einhergeht. Er zeigt die Hoffnung, die CRISPR/Cas9 für Menschen bedeutet, deren Leiden bisher nur behandelbar, aber nicht heilbar ist, wie beispielsweise die Sichelzell-Anämie, weil damit prinzipiell kaputte Gene repariert werden können.
Die Studierenden der Medizinischen Fakultät und anderer Fakultäten der Uni Halle, aber auch viele Lehrkräfte nutzten die Gelegenheit, den Film schon vorab zu sehen. Möglich war das, weil der Filmverleih an die Deutsche Gesellschaft für Biochemie (GBM) herangetreten war, deren hallescher Vertreter Prof. Dr. Rüdiger Horstkorte vom IPC ist.
Im Anschluss an den Film fand eine mehr als einstündige rege Diskussion über gesundheitliche wie sozialpolitische Chancen und Risiken sowie ethische Aspekte der Genom-Editierung mittels CRISPR statt. „Dabei ist sehr sorgsam und fundiert argumentiert worden“, sagt Horstkorte erfreut, der sich zudem positiv überrascht zeigte, dass so viele der Einladung zur Filmvorführung gefolgt waren. Tenor unter den Studierenden sei gewesen, dass es zwar eine tolle Methode sei, aber durchaus viele Risiken vorhanden seien, die thematisiert werden müssen, so Horstkorte.
Mehr zum Film: https://wondercollaborative.org