Die Forschergruppe unter Leitung von apl. Prof. Dr. Stefan Reichert der Universitätspoliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie der Universitätsmedizin Halle (Saale) ist beim Deutschen Zahnärztetag in Frankfurt mit dem diesjährigen Meridol-Forschungspreis in Höhe von 500 Euro und der Forschungsförderung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGP) in Kooperation mit der Firma CP GABA in Höhe von 10.000 Euro geehrt worden.
Der Preis wurde für die Publikation mit dem Titel „Soluble Form of Receptor for Advanced Glycation End Products and incidence of new cardiovascular events among patients with cardiovascular disease” vergeben. Sie ist im „Journal of Atherosclerosis“ erschienen (2017;266:234-239).
Lösliche Rezeptoren (sRAGE) für Endprodukte der fortgeschrittenen Glykierung (AGE) können diese binden und damit die AGE-RAGE-Signalübertragung sowie Pathogenese der Parodontitis und Atherosklerose beeinflussen. Deshalb wurde untersucht, ob die periphere sRAGE-Konzentration mit Parodontitissymptomen und mit neuen kardiovaskulären Ereignissen bei Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) assoziiert sind. Dazu wurden 933 stationär aufgenommene Patientinnen und Patienten mit KHK internistisch und hinsichtlich parodontaler Erkrankungen untersucht. Die Inzidenz neuer kardiovaskulärer Ereignisse wurde mit einer Nachkontrolle nach drei Jahren erhoben. Es konnte gezeigt werden, dass sRAGE ein potentieller Biomarker für KHK sein könnte.Als zweites wurde das Projekt „Differentiell exprimierte noncoding sRNAs des subgingivalen Mikrobioms als kardiovaskuläre Prädiktoren“ (Susanne Schulz, Britt Hofmann, Stefan Reichert) mit der erwähnten Forschungsförderung auszeichnet. Die klinische Studie wird an der Universitätspoliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie in Kooperation mit der Universitätsklinik und Poliklinik für Herzchirurgie der Universitätsmedizin Halle (Saale) durchgeführt.
Ziel dieser Studie ist es, bei elektiven Patienten mit geplanter aortokoronarer Bypassoperation Assoziationen zwischen klinisch-parodontologischen Parametern, differentiell exprimierten sRNAs und dem kardiovaskulärem Ergebnis zu ermitteln. Es wird erwartet, dass eine mit parodontologischen Veränderungen verbundene orale Dysbiose mit einer differentiellen Expression von bakteriellen sRNAs assoziiert ist. Die bakteriellen sRNAs könnten regulativ in lokale und systemische entzündliche Prozesse eingreifen, die bei parodontalen und kardiovaskulären Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen könnten dazu beitragen, eine mögliche Verbindung zwischen parodontalen und kardiovaskulären Erkrankungen besser zu verstehen. Des Weiteren könnten kardiovaskuläre Patientinnen und Patienten von einer erweiterten mikrobiologischen Diagnostik und individuellen Therapie profitieren.
Beide Auszeichnungen werden jährlich von einer unabhängigen internationalen Jury vergeben.