Es war ein Wunsch der Fachschaft Medizin, der sicherlich nicht so gewöhnlich ist: Im Rahmen ihres traditionellen Semesterangrillens haben die Studierenden an der Medizinischen Fakultät einen Baum gepflanzt. Direkt neben der Medizin-Zweigbibliothek im Dorothea Erxleben Lernzentrum auf dem Medizin-Campus Steintor steht nun ein Rotdorn. Und das hat einen besonderen Grund: Er ist im Gedenken an die Anfang des Jahres nach schwerer Krankheit verstorbene Leiterin der medizinischen Zweigbibliotheken, Dr. Karin Stukenbrock, gepflanzt worden.
„Wir bedauern es sehr, dass Frau Stukenbrock von uns gegangen ist und wollten mit diesem Baum an der Bibliothek an sie erinnern und ein Zeichen für ihre wertvolle Arbeit an der medizinischen Fakultät setzen“, sagt die Sprecherin des Fachschaftsrates Medizin, Juliane Friedrichs. In der jahrelangen Zusammenarbeit mit Stukenbrock sei der Fachschaftsrat immer in Entscheidungen, die die Studierenden betrafen, einbezogen worden. Die wohl wichtigste Entscheidung, die der FSR mit ihr zusammen getroffen habe und die für die Studierenden jetzt zur Selbstverständlichkeit geworden sei, sei die Lizenz von „Amboss“, ein Lern- und Prüfungsprogramm für Medizinstudierende. „So können sich sowohl die Vorkliniker als auch die Kliniker auf Prüfungen vorbereiten. Weiterhin besteht daneben ja noch der Thieme-Onlinezugang, so dass Studierende zwei Lernplattformen nutzen können“, sagt Friedrichs.
Unterstützt wurde Idee der Baumpflanzung von der Stabsstelle Bauprojekte der Universitätsmedizin Halle (Saale), die, dem Wunsch der Studierenden entsprechend, einen zulässigen Standort ermittelte. Außerdem nannte sie eine Auswahl an möglichen Baumarten, aus denen die Fachschaft auswählen konnte, denn der Medizin-Campus Steintor verfügt über eine Art Bepflanzungsplan, so dass nicht alle Bäume in Frage kamen.
Unter dem Baum selbst wird bald auch noch eine kleine Plakette namentlich an die frühere Leiterin erinnern, die der Fachschaftsrat bereits in Auftrag gegeben hat.
„Das ist eine sehr schöne Geste der Studierenden“, findet Dr. Susann Özüyaman. Seit Mitte August ist die promovierte Biologin die neue Leiterin der medizinischen Zweigbibliotheken sowie Fachreferentin Medizin und löst damit Interims-Chefin Annette Mettin ab. Özüyaman war bisher Leiterin der Bibliothek Heide-Süd und Fachreferentin für Biowissenschaften, Biochemie/Biotechnologie und Pharmazie an der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB).
Seit 2010 ist die Hallenserin wieder in ihrer Heimatstadt. „Ich bin sogar im Uni-Klinikum geboren worden“, sagt sie und lacht. Nach dem Abitur zog es sie zunächst aus der Stadt weg – zum Studium der Biologie an der Universität Düsseldorf, wo sie im Gebiet Entwicklungsbiologie dann auch promoviert wurde. „Ich habe am Liebling der Biologen, der Fruchtfliege Drosophila, zur Epithelentwicklung geforscht. erzählt sie.
Nach der Promotion und während der Elternzeit mit ihrem ersten Kind stand sie dann am Scheideweg. „Ich habe überlegt, wie ich weitermachen möchte. Ich habe sehr gern praktisch im Labor gearbeitet, aber das wird im Laufe der wissenschaftlichen Karriere aufgrund anderer Aufgaben immer weniger“, sagt sie. Hinzukam, dass am damaligen Wohnort Aachen die Kinderbetreuung nicht ausreichte.
Sie stieß dann auf den Kölner Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft. „Es hieß, dass es sehr gute Berufschancen für Naturwissenschaftler in dem Bereich gibt. Nach einem Vorbereitungspraktikum in der Zentralbibliothek am Forschungszentrum Jülich habe ich dann den Master gemacht“, so Özüyaman. Noch während sie die Masterarbeit schrieb, bewarb sie sich erfolgreich auf die Stelle der Fachreferentin Biologie in Halle. Seither wohnt sie mit ihrer Familie wieder in der Saalestadt und ist nun das neue Gesicht in den Zweigbibliotheken der Medizin.
Deren Angebot bekannter zu machen und auszubauen, hat sie sich zum Ziel gesetzt. „Wir bieten alle mögliche Unterstützung an“, sagt sie. Das reiche von der Versorgung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierenden mit aktueller Literatur über den Ausbau der digitalen Angebote wie Datenbanken, E-Books und digitale Zeitschriften bis hin zu Schulungen und der Unterstützung bei Publikationen. „Ich bin an der ULB auch Leiterin des Open-Science-Teams. Das heißt, wir unterstützen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit unserem Publikationsfonds finanziell bei Open-Access-Publikationen, aber beraten auch dazu, ob die gewünschte Fachzeitschrift eine gute Adresse ist, gerade auch im Hinblick auf die Problematik der sogenannten Predatory Journals“, erklärt sie.
Doch auch Verbesserungen des elektronischen Angebots und seiner Bereitstellung sowie der Bibliotheken selbst strebt sie an. „Die Bibliothek wird mehr und mehr als Lernort genutzt. Der Klinikumsstandort hat hinsichtlich des Angebotes von Gruppen- und auch Einzelarbeitsräumen noch Defizite. Hier könnte ein neues Nutzungskonzept erstellt werden.“ Auch wolle man weiter mit den Zweigbibliotheken der Naturwissenschaften hinsichtlich gemeinsamer Anschaffungen kooperieren und die sogenannten „forschungsnahen Dienstleistungen bekannter machen. „Das neue Discovery-System ‚Ha:Lit‘ hat den OPAC als Recherche-Instrument abgelöst. Es sind nun sehr viel mehr Datenbanken eingebunden, so dass auch eine Suche direkt nach Zeitschriftenartikeln möglich ist. Des Weiteren gibt es ‚Share_it‘, das neue institutionelle Repositorium, in dem universitäre Schriftreihen, Tagungsbände, Vorträge, Hochschulschriften, aber auch Erst- und Zweitpublikationen gespeichert und zugängig gemacht werden können. Wir hoffen, dass das angenommen wird und beraten auch gern dazu, wie es funktioniert“, sagt Özüyaman. Innerhalb von Share_it ist es auch möglich Forschungsdaten mit unterschiedlichen Zugriffsberechtigungen abzulegen, von Open Access bis auf Einzelpersonen beschränkt und offen bis anonymisiert hinterlegt und langzeitarchiviert werden können.
Privat liest Özüyaman übrigens auch, dann aber weniger Fachliteratur. „Zurzeit lese ich das neue Buch von Orhan Pamuk. Generell mag ich Krimis und Romane, auch oft von ausländischen Autoren wie Haruki Murakami oder türkischen Schriftstellern.“