Interdisziplinäre hallesche Filmreihe „eMERgency in cinema“ startet in die 5. Auflage

Es ist eine Mischung aus Unterhaltung, Wissenschaft und Diskussion. Und offenbar eine, die gut ankommt. Seit ihrem Start im Oktober 2016 sind in der wissenschaftlich begleiteten Filmreihe „eMERgency in cinema“ 24 ausgewählte Spielfilme über die Kinoleinwand im halleschen Luchs.Kino am Zoo geflimmert. Im November startet nun bereits die fünfte Auflage – Zeit also, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen und einen Ausblick zu wagen.

„Es ist spannend, einen solchen Konzipierungsprozess zu begleiten – die rauchenden Köpfe bei den Überlegungen zur Filmauswahl, die Suche nach passenden Referentinnen und Referenten, die Gestaltung der Flyer, die Öffentlichkeitsarbeit, die Budgetplanung und die Durch­führung der Evaluation – all das schweißt das eMERgency-Team zusammen und hilft, neue Ideen und Formate zu entwickeln“, erzählt Christiane Vogel, die neben Manuel Willer (beide vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin) und Theresa Rammelt (Rechtswissenschaften, meris e.V.) zum Organisationsteam gehört.

Bekanntheitsgrad und Besucherzahl der Filmreihe, die die einziger ihrer Art in Deutschland ist, sind nach und nach gewachsen. Etwa 700 Interessierte haben bisher die Vorstellungen besucht.

Neben dem eigentlichen Filmerlebnis wird jede Vorführung von Expertinnen und Experten begleitet, die eine Einführung zum jeweiligen Thema geben und im Anschluss die Diskussion mit dem Publikum leiten. Bisher standen dafür bereits 28 Referentinnen und Referenten zur Verfügung, die aus unterschiedlichsten Bereichen kamen – vom Gynäkologen bis hin zur Koordinatorin des Hospizdienstes.

Der Großteil der bei „eMERgency in cinema“ gezeigten Filme ist zwischen den Jahren 2010 und 2017 in den Kinos erschienen und somit sehr aktuell. Der bisher älteste in der Reihe ausgestrahlte Film war Stanley Kubricks Klassiker „A Clockwork Orange“ (1971), der die zweithöchste Anzahl an Besucherinnen und Besucher anlockte. Der Publikumspreis, gemessen an der Besucherzahl, würde laut den Organisatoren bisher jedoch an den preisgekrönten Film „24 Wochen“ gehen, der der Filmreihe am 19. Oktober 2016 einen phänomenalen Auftakt bescherte.

In der Filmauswahl ist dabei für jeden Geschmack etwas dabei: von der Tragikomödie über Filmbiografien, Science Fiction bis hin zum Drama. Bei den bisher gezeigten Spielfilmen wurden drei in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt (z. B. Das unbekannte Mädchen), bei elf Filmen handelte es sich um Literaturverfilmungen (z. B. Nebel im August, Die Lebenden reparieren), acht wurden in Deutschland produziert (z. B. Halt auf freier Strecke, Simpel), bei einer Produktion handelte es sich um einen schwarz/weiß-Film (Death by Death) und ein Film kam gänzlich ohne gesprochene Sprache aus (The Tribe). „Die Genres sind so vielseitig wie die Themenschwerpunkte, die in den Filmen verhandelt werden und oft gesellschaftlich sehr kontrovers diskutiert werden, unter anderem Organ­spende, Pränataldiagnostik, Sterbehilfe, (Spät-)Abtreibung, Krebserkrankung oder auch Euthanasie“, sagt Vogel. Diese Beispiele stehen exemplarisch für sämtliche Themen und Anliegen der Filmreihe, mit denen sich die beteiligten Institutionen in Forschung und Lehre tagtäglich auseinandersetzen, so Vogel.

Nun steht die 5. Auflage von „eMERgency in cinema“ in diesem Wintersemester in den Startlöchern. Zwischen November 2018 und Februar 2019 sind vier Kinoabende geplant. Dabei wird es wie gewohnt eine Mischung aus verschiedenen Themen geben, darunter beispielsweise die Frage nach der Einwilligungsfähigkeit eines Minderjährigen innerhalb einer richterlichen Debatte um eine mögliche Kindeswohlgefährdung. Als Experten sind der Familienrichter Markus Niester (Amtsgericht Weißenfels) und der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Daniel Clauß (Universitätsklinikum Halle) am 7. November 2018 mit der Literaturverfilmung „Kindeswohl“ (GB, 2017) von der Partie und stehen Rede und Antwort. Weiter geht es am 5. Dezember mit „Girl“, „1000 Arten Regen zu beschreiben“ am 9. Januar und „Repo! The Genetic Opera“ am 6. Februar 2019.

Die interdisziplinäre Filmreihe, die im englischen Begriff Emergency auch das Akronym MER enthält, das für die drei Disziplinen Medizin – Ethik – Recht steht, führt bewegtes Bild und Wissenschaft zusammen. Die Disziplinen stehen im Mittelpunkt des Interdisziplinären Wissenschaftlichen Zentrums Medizin-Ethik-Recht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) mit seinem angesehenen gleichnamigen Masterstudiengang. Das Zentrum organisiert gemeinsam mit dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät der MLU und dem meris e.V. die Kinoreihe.

Weitere Informationen zur Filmreihe unter: https://blogs.urz.uni-halle.de/mrecinema, www.facebook.com/luchskino/ und www.medizin.uni-halle.de/igem

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