Das Schimmelpilzgift Ochratoxin A (OTA) kommt überall vor, man kann ihm nicht entgehen. Schon allein aufgrund der normalen Ernährung kann es in geringen Mengen im Blut nachgewiesen werden. Doch wie wirkt sich das auf die Nieren aus und kann man
gegen die Auswirkungen etwas tun? Diesen Fragen geht die Promotionsstudentin Marie-Christin Schulz nach. Für ein wissenschaftliches Poster in diesem Kontext zum Thema „Crosstalk zwischen Epithelzellen und Fibroblasten moduliert die Nephrotoxizität von Ochratoxin A (OTA)“ ist sie nun mit 500 Euro von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie ausgezeichnet worden. Das Poster von Schulz war eines von 16, die aus insgesamt 320 Postern ausgewählt wurden.
Die Ernährungswissenschaftlerin arbeitet derzeit an ihrer Promotion am Julius-Bernstein-Institut für Physiologie (JBI) der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und ist hier Teil der Arbeitsgruppe von Institutsdirektor Prof. Dr. Michael Gekle. Am JBI hatte sie auch bereits für ihre Bachelor- und ihre Masterarbeit geforscht.
Eine Fragestellung war, wie die Epithelzellen der Nieren (Tubuluszellen) mit Fibroblasten, also Bindegewebszellen, kommunizieren. „Die genannten Zellen haben zwar keinen direkten Kontakt, aber können über lösliche Mediatoren miteinander kommunizieren“, erklärt Schulz. Deshalb wurde untersucht, ob diese Kommunikation die nierenschädliche Wirkung von Ochratoxin A beeinflusst. Das heißt, es wurde geprüft, ob für chronische Nierenerkrankungen typische pathologische Veränderungen wie Entzündungen, Fibrosen oder epitheliale zu mesenchymale Transitionen (EMT) auftreten. Letzteres bedeutet, dass die Epithelzelle ihre klassische Funktion verliert und stattdessen eine neue stammzellenähnliche Funktion annimmt. „Es hat sich herausgestellt, dass die zelluläre Kommunikation eine Voraussetzung zu sein scheint, dass bestimmte pathologische Veränderungen, wie EMT überhaupt stattfinden können“, sagt Schulz.
Die Frage sei, warum trotz täglichem Kontakt mit dem Schimmelpilzgift nicht jeder Mensch chronische Nierenerkrankungen entwickele. „Dazu haben wir die Vermutung, dass es Menschen gibt, die besonders empfindliche Epithelzellen und damit ein höheres Risiko durch eine OTA-Exposition haben“, sagt Schulz. Dargestellt wurde der Vorgang im sogenannten Ko-Kultur-Modell, mit dem der Vorgang wie im menschlichen Organismus nachgebaut werden kann: Zwei Zelltypen, die übereinander angeordnet sind, aber keinen direkten Kontakt haben. „Wir haben zwei Nierenzelllinien in Ko-Kultur niedrige OTA-Konzentrationen zugefügt und überprüft, ob Marker von EMT, Entzündung oder Fibrose verändert vorliegen“, so Schulz. Das sei physiologisch sehr interessant, vor allem aber sei das Modell sehr vielseitig einsetzbar und somit auch für andere Untersuchungen nützlich, erklärt die 29-Jährige.