Ohne Scheu wird die Küchenzeile aus Pappe in Beschlag genommen. Es werden der Backofen und der Geschirrspüler geöffnet, Messer und Gabel aus Pappe in die Hand genommen und der Kühlschrank inspiziert – ebenfalls aus Pappe. „Aber der ist eigentlich zu niedrig. Man kann sich im Alter einfach nicht mehr so gut bücken und kommt nur schlecht in die hinteren Bereiche“, kommen erste Hinweise vom Ehepaar Schmidt. „Alltägliche Aufgaben können gerade im Alter schnell zur Herausforderung werden“, erklärt Dr. Elisa Haucke, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Verantwortliche für das „Innovation Lab für digital unterstützte Gesundheitsversorgung“, das im Dorothea Erxleben Lernzentrum der Universitätsmedizin Halle untergebracht ist. „In unserem ‚Papp Labor‘ können wir ohne großen Aufwand nahezu jegliche häusliche Situation nachbilden und die Probleme gezielt identifizieren“, so die Wissenschaftlerin.
„Alltägliche Aufgaben können gerade im Alter schnell zur Herausforderung werden.“
Dr. Elisa Haucke
Zuvor hatte Haucke die Einführung in die Auftaktveranstaltung des „Innovations-Kultur-Sommers“ an diesem 3. August 2021 übernommen. An insgesamt acht Terminen werden in der Veranstaltungsreihe bis Ende September verschiedene Schwerpunkte zum Thema „digitale Gesundheitsversorgung“ gesetzt und ganz verschiedene Zielgruppen angesprochen, sich zu beteiligen. „Unsere Veranstaltungsreihe soll auch dazu dienen, die Herausforderungen zu identifizieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, erläutert Haucke. Dafür sei die Einbeziehung der Betroffenen sehr wichtig. An diesem 3. August waren es 14 Seniorinnen und Senioren, die in kreativer Atmosphäre über Probleme und Bedürfnisse in der Häuslichkeit sprechen konnten. Spannende Impulse gab es durch die Vorführung von bereits bestehenden innovativen Lösungen. Sie erfuhren etwas über Exoskelette, die unterstützen können, wenn die körperliche Kraft nachlässt oder über die Möglichkeiten der Unterstützung von Robotern im häuslichen Umfeld.
Und die hatten auch sichtlich Spaß und Interesse an der Diskussion, gaben wichtige Anregungen und erläuterten auch die Probleme – zum Beispiel, die Bedienung des Herdes bei Seheinschränkungen oder die alltäglichen Herausforderungen durch ein nachlassendes Kurzzeitgedächtnis, wie Einkauflisten anfertigen und Merkhilfen schreiben. „Die persönlichen Erfahrungswerte von Senioren und Seniorinnen sind für uns wichtige Impulse um neue digitale Lösungen für den Autonomieerhalt im Alter zu entwickeln“, so Haucke. Die persönlichen Erfahrungswerte von Senioren und Seniorinnen sind für wichtige Impulse für die Forschenden der Universitätsmedizin und der Universität Halle, um digitale Lösungen zu erarbeiten und zu erforschen. „Je mehr Technik involviert ist, desto schwieriger wird es für die Anwenderinnen und Anwender, das muss man durchaus mitberücksichtigen“, so die studentische Mitarbeiterin Ivonne Kalter, die ebenso wie Charlotte Buch und Elisa Haucke den Workshop betreute.
Alle gesammelten Bedarfe und Herausforderungen fließen am 20. September in den „Ideathon“-Workshop ein, der erste Lösungsansätze liefern soll. Den Abschluss bildet am 30. September eine Filmvorführung. Der „Innovations-Kultur-Sommer“ wurde von der Univations GmbH mitinitiiert sowie vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Dieter-Schwarz-Stiftung unterstützt.
Alle Termine der Reihe finden Sie im Veranstaltungsflyer hier. Aus Kapazitätsgründen ist eine Anmeldung notwendig. Diese ist per E-Mail an anmeldung@univations.de möglich.