Es ist alles etwas anders in diesem Sommersemester 2020. Ab dem 20. April beginnt, leicht verspätet aufgrund der Corona-Krise und damit verbundenen Anordnungen von Stadt Halle und Land Sachsen-Anhalt, der Lehrbetrieb an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – und damit auch an der Medizinischen Fakultät. Während in anderen Studienfächern die Lehre fast vollständig digitalisiert möglich ist, geht das für Studienfächer wie Medizin oder Zahnmedizin nur bedingt.
„Wir haben zusammen mit dem Lehrausschuss der Fakultät und unserem Dorothea Erxleben Lernzentrum Konzepte für eine digitale Lehre erarbeitet und uns mit den verschiedensten Akteuren, wie dem Landesprüfungsamt, dazu abgestimmt, damit die Leistungen auch anerkannt werden. Andererseits haben wir aber auch Lösungen dafür erarbeitet, wie Seminare und Praktika mit persönlicher Anwesenheit durchführbar sind, denn es gibt Lehrveranstaltungen, bei denen das unabdingbar ist. Unser oberstes Ziel ist, ein didaktisch sinnvolles, verzögerungsfreies Studium zu ermöglichen. Das heißt, das Erreichen der Lernziele ist entscheidend“, sagt Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät. Auch vorher habe es bereits digitale Lehrinhalte gegeben, doch nun müsse das umfangreicher angeboten werden.
So werden Vorlesungen über die Plattform StudIP als Videos angeboten oder als „vertonte“ Folien-Präsentationen. Es sind Anleitungen für Arbeitsblätter und Aufgaben online bereitgestellt, die schriftlich zu bearbeiten sind. Für Seminare bestehen ebenfalls diese Möglichkeiten, aber auch Formate wie Chat oder Videokonferenzen.
Selbst virtuelles Mikroskopieren ist möglich. „Alle Präparate aus unserem Kurs in Halle sind soweit digitalisiert, dass man sie virtuell betrachten und navigieren kann“, sagt Prof. Dr. Faramarz Dehghani vom Institut für Anatomie und Zellbiologie. Möglich ist das über das Projekt „Histo-Hal“, das es bereits längere Zeit gibt. Die virtuelle Mikroskopie ist jedoch ein neues Feature. „In der jetzigen Ausnahmesituation hilft das Projekt, die Lehrveranstaltung komplett digital abzuhalten. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir das Mikroskopieren nicht ersetzen können, aber aktuell ist es eine sehr hilfreiche Lösung“, so Dehghani.
Nach dem 4. Mai werden dann auch wieder sukzessive Präsenzveranstaltungen angeboten, sofern es sich um Veranstaltungen handelt, die zumindest in Teilen nur auf diese Art möglich sind. „Hierfür haben wir ein Konzept mit reduzierter Personenzahl sowie speziellen Zugangs- und „Absperrungsmaßnahmen“ im Falle der Unterrichtsräume am Standort Ernst-Grube-Strasse erarbeitet. Dadurch wird die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln ermöglicht. Kontakte zu Patientinnen und Patienten wird es im Universitätsklinikum in diesem Semester außer für Studierende im Praktischen Jahr und für Studierende der Evidenzbasierten Pflege voraussichtlich nicht geben“, sagt Gekle. Zahnmedizinstudierende üben vor allem am sogenannten Phantomkopf und mit Simulatoren und gegebenenfalls in späteren Phasen des Semesters in unkritischen und zuvor mit dem oder der jeweiligen Betreuer/in abgesprochenen Fällen auch in der Zahnklinik am Patienten.
„Es ist eine außergewöhnliche Situation für alle Beteiligten. Wir haben in enger Abstimmung mit dem Landesprüfungsamt und dem Wissenschaftsministerium jedoch aus meiner Sicht gute Lösungen gefunden, damit den Umständen, aber auch den Zielen des Studiums angemessene Lehre und Prüfungen stattfinden können“, so Gekle.