Das Sommersemester neigt sich dem Ende zu und somit auch die vorlesungsfreie Zeit. Zum Abschluss zeigt die Filmveranstaltung „eMERgency in cinema“ den Streifen „My Son, My Son, What Have Ye Done“ aus dem Jahr 2009 – und zwar im englischen Original mit deutschen Untertiteln. gezeigt. Als Experten werden Dr. Eva-Maria Fahmüller und Dr. med. Stephan Röttig im Kinosaal den Film anmoderieren und stehen im Nachgang auch als Diskussionspartner zur Verfügung.
Zum Film: Der Student Brad Macallam tötet seine Mutter und verschanzt sich mit zwei Geiseln in seinem Elternhaus. Zwei Detectives versuchen herauszufinden, weshalb Brad den Mord beging und wie die Situation deeskaliert werden könnte, ohne das Leben der Geiseln zu gefährden. Hierzu befragen sie seine Verlobte Ingrid und den Leiter der Schauspielgruppe, mit der Brad die Orestie nach Aischylos einstudiert hatte. Nach und nach zeigt sich, dass Brad in Folge eines traumatischen Erlebnisses eine schizophrene Störung entwickelte und zunehmend den Bezug zur Realität verloren hat. Er fühlt sich in mystisch-narzisstischer Weise mit Gott verbunden und auch seine Rolle als der Muttermörder Orest gräbt sich tief in seine Persönlichkeit ein.
Werner Herzogs Film ist stilistisch eng mit dem Werk von David Lynch verbunden und man kann sich kaum einen besseren Orientierungspunkt vorstellen, wenn es um die Thematisierung von Realitätsverlust, Paranoia und Halluzinationen geht. Brads Schizophrenie wird im Kino sicht- und fühlbar, Herzog schafft beim Publikum selbst immer wieder Unsicherheit, ob das Gesehene real oder Teil von Brads Wahrnehmungsstörung ist. Dass auch hier wieder eine psychische Störung im Film mit Gewalt verbunden wird, lädt ebenso zur kritischen Diskussion des herausragenden Filmes ein wie Herzogs Kunst der Publikumsverwirrung.
Zu den Experten:
Dr. Eva-Maria Fahmüller ist freie Dramaturgin und Dozentin, unter anderem an der Filmuniversität Babelsberg. Sie leitet die Masters School Drehbuch in Berlin. Zudem ist sie Vorstandsvorsitzende von VeDRA, dem Verband für Film- und Fernsehdramaturgie. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit der Darstellung psychischer Krankheiten in Film und Fernsehen in zahlreichen Vorträgen, Artikeln und Essays.
Dr. med. Stephan Röttig hat als Oberarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle (Saale) umfangreiche Erfahrungen mit Betroffenen, die unter einer veränderten Realitätswahrnehmung leiden.
Der Eintritt für den Film kostet 7 Euro, ermäßigt 5,50 Euro.
Weitere Informationen auch unter: https://blogs.urz.uni-halle.de/mrecinema