Beim nächsten „eMERgency in cinema“-Filmabend flimmert am 22. August der Streifen „Vera Drake“ über die Leinwand im Luchskino am Zoo in Halle. Darin geht es um das Thema Schwangerschaftsabbruch.
Zum Inhalt: Die Hausfrau Vera Drake lebt Anfang der 1950er Jahre in Großbritannien. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um ihre Familie und Freunde. Die lebensfrohe, kleine Frau verdient sich mit Putzarbeiten ein wenig Geld hinzu und hat für jeden ein offenes Ohr. Doch sie hütet auch ein Geheimnis: Sie führt trotz des geltenden Verbots Schwangerschaftsabbrüche für junge Frauen durch, die ungewollt schwanger geworden sind. Dabei geht es ihr nicht um Anerkennung oder Geld, sondern um notwendige Hilfe für Frauen in Not. Als es bei einer Abtreibung zu lebensgefährlichen Komplikationen kommt, wird das Leben von Vera Drake und ihrer Familie auf den Kopf gestellt.
Der Film begeistert aufgrund seiner Detailtreue und der schauspielerischen Leistung der Darsteller. Die Geschichte nimmt sehr präzise die gesellschaftlichen Hintergründe im Großbritannien der 50er Jahre in den Blick und diskutiert die Frage nach der Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches damit vor allem als soziale Frage. Das Thema der Abtreibung wird sensibel inszeniert und ist, obwohl in den meisten europäischen Ländern seit vielen Jahren stabile gesetzliche Regelungen diesbezüglich getroffen wurden, gesellschaftlich und in der ethischen Diskussion noch immer sehr relevant, wie nicht zuletzt die Diskussionen um den §219a des StGB zeigen. Dabei nimmt der Film eine interessante und sehr aktuelle Perspektive ein und fragt nicht nur, wie sehr ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen Frauen stigmatisiert, die einen Abbruch durchführen lassen, sondern auch, welche Folgen für jene entstehen, die einen Abbruch vornehmen.
Auch diesmal ist ein Experte vor Ort, der die Einführung zum Film und im Anschluss die Diskussionsmoderation übernimmt: Prof. Dr. med. Dr. agr. Bernd Fischer ist ehemaliger Direktor des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der MLU Halle-Wittenberg und war bis 2015 Professor für Anatomie und Reproduktionsbiologie. Seitdem nimmt er Lehraufträge u.a. am IWZ Medizin-Ethik-Recht wahr. Weiterhin ist er ehrenamtlich bei einer Beratungsstelle zum Thema Kinderwunsch tätig.
Die Reihe „eMERgency in Cinema“ wird vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät der Uni Halle zusammen mit dem Verein meris und dem Interdisziplinären Zentrum Medizin-Ethik-Recht der Uni Halle veranstaltet. Die gezeigten Filme greifen die Themen Medizin, Ethik und Recht im Film auf und sind gepaart mit Diskussionsrunden im Anschluss, die von verschiedenen Fachleuten moderiert werden.
Der Eintritt für den Film kostet 7 Euro, ermäßigt 5,50 Euro.
Weitere Informationen auch unter: https://blogs.urz.uni-halle.de/mrecinema