Damit die Meckelschen Sammlungen das interessante und einzigartige Kleinod bleiben, das sie sind, werden sie gut gepflegt. In diesen Wochen und Monaten erhalten mehrere Hundert Präparate in den anatomischen Sammlungen des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sozusagen eine Frische-Kur: neue Etiketten und, wenn nötig, neue Flüssigkeit. Der Förderverein der Sammlungen hat dafür 2.000 Euro bereitgestellt. Zuständig für die praktischen Arbeiten sind Präparatorin Julia Hallasch und die Studentin Seyma Gül.
Auf dem Schreibtisch von Seyma Gül liegen mehrere Listen und Lagepläne der Schränke für den Raum 2 der Sammlungen, um den es aktuell geht. „Ich arbeite einen Schrank nach dem anderen ab. Es ist schon eine Geduldsarbeit, aber es macht Spaß“, erzählt die Studentin der Zahnmedizin im 6. Semester, die zusätzlich nun 26 Stunden pro Monat den Sammlungen widmet. Was das konkret heißt, wird deutlich, wenn man direkt in Raum 2 steht. Ein „Schrank“ ist eine der großen Glasvitrinen, von denen es mehrere in den Raum hineinragende Reihen gibt, plus die Glasschränke, die an den Wänden stehen.
In jedem sind oftmals mehr als 100 Präparate ausgestellt und jedes einzelne erhält dank Gül nun nach und nach ein neues Etikett. Das erstellt sie an ihrem Rechner, druckt es aus und stellt es neben oder vor das Präparat. „Darauf sind nun mehr Informationen enthalten“, sagt die 21-Jährige. Die alten Beschriftungen bleiben parallel ebenfalls erhalten, rücken nur etwas in den Hintergrund. Doch gerade sie, teils leicht vergilbt, mit wechselnden Handschriften und Jahreszahlen aus dem vorletzten Jahrhundert, verdeutlichen, wie lange es die Sammlungen bereits gibt.
Präparatorin Julia Hallasch kümmert sich gleichzeitig darum, die verschiedenen Konservierungsflüssigkeiten bei einigen Präparaten zu tauschen. Auch das muss regelmäßig gemacht werden, denn komplett dicht sind die Glasbehälter nicht und somit verdunstet über die Jahre ein Teil der Flüssigkeit oder trübt sich ein.
„Es geht insgesamt um den Erhalt der Präparate, die einerseits natürlich interessant für jedermann, andererseits aber auch nach wie vor wissenschaftlich wichtiges Anschauungsmaterial sind“, sagt die Direktorin des Instituts für Anatomie und Zellbiologie, Professorin Dr. Heike Kielstein.
Die derzeitige „Kur“ für die Präparate haben im Grunde genommen jeder einzelne Teilnehmende an den Führungen in den Sammlungen, Spender und Käufer von Publikationen über die Sammlungen ermöglicht. „Wir nehmen ja pro Person einen geringen Obolus und bekommen Spenden von Menschen, die sich statt Geburtstagsgeschenken oder zu Jubiläen Geld für uns wünschen. Und nun weiß jeder, wofür wir das Geld nutzen. Es geht sozusagen direkt wieder zurück in die Sammlungen und so bleiben diese auch für künftige Generationen erhalten“, sagt Prof. Dr. Dr. Bernd Fischer. Der emeritierte Professor hat den Vorsitz des Fördervereins der Sammlungen übernommen und macht neben Kielstein und Prof. Dr. Rüdiger Schultka viele der Führungen.
Mitte des 18. Jahrhunderts von Johann Friedrich Meckel d. Ä. gegründet und von der Arztfamilie Meckel nach und nach erweitert, enthielt die private Sammlung zu Hochzeiten bis zu 16.000 Präparate. Heute sind in den anatomischen Sammlungen, wovon die Meckelschen das Kernstück sind, etwa 8.000 Präparate erhalten. Sie gelten noch heute als eine der größten nationalen und europäischen anatomischen Sammlungen. 2015 wurden die Sammlungen in das Verzeichnis national wertvoller Kulturgüter aufgenommen.
Weitere Informationen, beispielsweise auch zu Führungen oder zum Spendenkonto, sind zu finden unter: Meckelsche Sammlungen