Die Universitätsmedizin Halle (Saale), und insbesondere die Universitäts- und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, sind derzeit Gastgeber für Studierende aus Polen sowie eine Professorin aus Armenien.
Wie in jedem Jahr seit 2005 sind auch in diesem Medizin-Studierende aus dem polnischen Poznań (Posen) für einen Monat im Rahmen ihrer Famulatur in Halle und wurden von Prof. Stefan Plontke, Direktor der HNO-Klinik, und dem Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Gekle, begrüßt. Bis 29. September durchlaufen Jakub Kramek, Jan Szymczak und Anita Kaczmarek mehrere Stationen im Universitätsklinikum Halle (Saale). Die Famulatur ist ein Teil des Studiums.
„Die drei Studierenden hatten vorher einige Wünsche geäußert und wir haben versucht, diese bestmöglich im Einsatzplan umzusetzen“, sagt Prof. Plontke. Er ist seit zwei Jahren Beauftragter der Medizinischen Fakultät für die Zusammenarbeit Halle-Poznań.
So werden die Studierenden des 4. beziehungsweise 5. Studienjahres in den Kliniken für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie (Prof. Dr. Jörg Kleeff), Dermatologie und Venerologie (Prof. Dr. Cord Sunderkötter), Radiologie (Prof. Dr. Dr. Walter A. Wohlgemuth), Innere Medizin I (Prof. Dr. Patrick Michl) und Innere Medizin III (Prof. Dr. Ulrich Hofmann), Pädiatrie I (PD. Dr. Roland Haase) und Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin (Prof. Dr. Michael Bucher) sowie im Department für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Prof. Dr. Karl-Stefan Delank) mitarbeiten und praktische Erfahrungen sammeln. Außerdem besuchen sie in den ersten beiden Wochen täglich einen Deutschkurs. Auch in diesem Jahr engagiert sich Prof. Albert Krause und unternimmt mit den Gästen eine Tour durch Halle sowie eine Fahrt nach Weimar.
Zum dreizehnten Mal absolvieren polnische Studierende am halleschen Universitätsklinikum ihre Famulatur. Insgesamt waren seit 2005 mehr als 70 polnische Medizinstudierende in Halle zu Gast.
1975 initiierten der mittlerweile verstorbene Professor Dr. Dr. h. c. Jan Hasik aus Poznań und Professor Dr. Dr. h. c. Seige aus Halle die Zusammenarbeit zwischen der Medizinischen Universität „Karol Marcinkowski“, Poznań und der Medizinischen Fakultät Halle. Seither treffen sich die Wissenschaftler zudem alle zwei Jahre wechselseitig bei Symposien in Poznań und Halle, um Forschungsergebnisse auszutauschen.
Bereits zum zweiten Mal für einen dreimonatigen Aufenthalt ist Associate Professor Sona Sargsyan von der Staatlichen Universität Jerewan in Armenien an der Klinik zu Gast. Die Hals-Nasen-Ohrenärztin forscht gemeinsam mit halleschen Kollegen an einem Sprachhörtest in ihrer Muttersprache. „So etwas gibt es bisher in Armenien nicht, es entsteht also völlig neues Material für die Diagnostik von Hörstörungen. Und es wird Zeit dafür“, sagt sie. Doch nicht nur den Menschen in Armenien helfe dieser Test, sondern allen weltweit, die Armenisch als Muttersprache haben. Sargsyan nennt es die „armenische Diaspora“.
Es gehe darum, das Hör- und Sprachvermögen zu testen, um den Bedarf von Hörhilfen zu ermitteln oder beispielsweise Hörgeräte besser zu programmieren. „Es geht darum herauszufinden, wie gut Menschen Sprache verstehen. Wir nutzen dazu einzelne Wörter und Zahlen, aber auch komplette Sätze. Solche Tests gab es bisher nicht“, sagt sie. Damit könne getestet werden, ob Hörstörungen vorliegen und welche das seien. Solche Tests gebe es für Kinder und Erwachsene, im hiesigen Fall sei er aber zunächst für Erwachsene konzipiert.
Daher werde der Hörtest neben einer geräuschlosen auch in einer geräuschvollen Umgebung durchgeführt. „Es kommt häufig vor, dass Menschen vor allem dann Probleme haben, wenn es um sie herum laut ist oder viele Geräusche zusammenkommen“, erklärt Sargsyan. Zunächst werde der vorläufige Test an der HNO-Klinik am halleschen Universitätsklinikum durchgeführt und wenn sie zurückkehre dann auch in Armenien.
Erstmals war Prof. Sargsyan 2013 über den DAAD in Halle, hatte an einem Forschungsprojekt mitgearbeitet und war an einer Publikation mit den halleschen Kollegen beteiligt. „Sie war uns damals schon positiv aufgefallen“, sagt apl. Prof. Torsten Rahne. Seitdem ist der Kontakt zwischen Halle und Jerewan nicht abgerissen. Rahne besuchte im vergangenen Jahr Sargsyans Universität in Armenien und hat dort Kurse gegeben. „Es ist uns wichtig, Ländern zu helfen, die es nicht so gut haben“, sagt Rahne, der auch im aktuellen Fall das Projekt leitet, an dem Sargsyan arbeitet. „Ich erhalte von Prof. Rahne und Prof. Plontke sehr viel Unterstützung. Und ich als Spezialistin bin dem DAAD für diese einzigartige Chance sehr dankbar, denn damit kann ich auch die Behandlung der Menschen in Armenien verbessern“, sagt die junge Frau, die neben ihrer Muttersprache auch Russisch und Englisch spricht und nun noch Deutsch lernt.
Sie könne sich auch sehr gut einen weiteren Besuch in Deutschland vorstellen, denn: „Die Kollegen hier sind hochqualifiziert und ich kann für mein Fachgebiet viel lernen.“