Wenn sich Experten darüber austauschen, welche medizinische Bedeutung der Transport von Sauerstoff von der Atemluft bis hin zu den verbrauchenden Zellen im Organismus besitzt, dann ist ISOTT-Jahrestagung. ISOTT steht hierbei für die Fachgesellschaft „International Society on Oxygen Transport to Tissue“, die sich 1973 in den USA gründete.
Die 45. wissenschaftliche Jahrestagung findet vom 19. bis 23. August 2017 im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt. „Wir erwarten mehr als 130 Teilnehmer, die nicht nur Mediziner sind, sondern allgemein aus den Bio- und Humanwissenschaften, aber auch den Ingenieurswissenschaften kommen“, sagt Gastgeber Prof. Dr. Oliver Thews. Der Physiologe am Julius-Bernstein-Institut für Physiologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist amtierender Präsident der Fachgesellschaft und also solcher verantwortlich für die Ausrichtung der Jahrestagung.
Die Teilnehmer werden aus 15 Ländern anreisen, worunter neben europäischen Ländern wie Großbritannien, Schweden und Schweiz auch Japan, Kanada, China, die USA, Australien oder Korea sind. Die Anmeldung ist nach wie vor möglich. Es können im Tagungsbüro im Löwengebäude auch am jeweiligen Veranstaltungstag Tageskarten erworben werden, falls nicht die gesamte Tagung besucht werden kann.
Während der Jahrestagung werden 63 Vorträge gehalten und 42 wissenschaftliche Poster präsentiert. Des Weiteren sind Übersichtsvorträge geplant, die von acht renommierten nationalen und internationalen Wissenschaftlern gehalten werden und den Stand des Wissens in wichtigen medizinischen und klinischen Bereichen aufzeigen. Der Eröffnungsvortrag der Tagung am 19. August blickt dabei jedoch über den Tellerrand hinaus und befasst sich mit der Rolle des Sauerstoffs für Pflanzen. Dafür sind zudem Gäste aus anderen Fachgebieten, beispielsweise den Pflanzenwissenschaften, willkommen (kostenfrei).
Von jeher hat die Durchblutung in den feinsten Blutgefäßen (Mikrozirkulation) eine entscheidende Bedeutung für die Sauerstoffversorgung der Gewebe und ist daher stets ein Schwerpunkt der ISOTT-Jahrestagung. Hinzugekommen sind jedoch neben grundlagenwissenschaftlichen Fragestellungen auch technologische Entwicklungen der Messtechnik und vor allem klinische Anwendungsaspekte, beispielsweise in der Onkologie, Pädiatrie oder Intensivmedizin.
„In diesem Jahr haben sich durch die Vortragsanmeldungen für die Tagung zwei Themenschwerpunkte ergeben. Der erste beschäftigt sich mit der Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns. Das betrifft sowohl die physiologischen Bedingungen, wie beispielsweise bei geistiger Aktivität, als auch pathologischen Bedingungen wie Gefäßverschlüsse oder traumatische Schädigungen. Der zweite Schwerpunkt wird die Methode der Near-Infrared-Spectroscopy (NIRS) sein, mit der es nicht-invasiv möglich ist, die Sauerstoffversorgung des Gewebes, die sogenannte Oxygenierung, zu messen. Bei dieser Thematik haben sich in den vergangenen Jahren neue technologische Entwicklungen ergeben“, so Thews. Die Beiträge der Tagung werden wie jedes Jahr als Buch in der wissenschaftlichen Reihe „Advances in Experimental Medicine and Biology“ (Springer-Verlag) veröffentlicht.
Neben den Vorträgen und dem inhaltlichen Austausch der Forscher fördert ISOTT auch den wissenschaftlichen Nachwuchs, indem gleich 13 Wissenschaftspreise verliehen werden. „Der renommierteste Preis ist hierbei der Melvin-H.-Knisely-Award, benannt nach einem Wegbereiter der Mikrozirkulationsforschung, der sich an Post-Doc-Wissenschaftler bis zum 40. Lebensjahr richtet. Daneben werden der Britton-Chance-Award (bis 35 Jahre) und der Dietrich-Lübbers-Award (bis 30 Jahre) vergeben. Schließlich lobt die Gesellschaft noch zehn Duane-Bruley-Travel-Awards aus, die Doktoranden und Studierenden die Teilnahme an der Jahrestagung ermöglichen sollen“, erläutert Thews. Die Preise werden zum Abschluss der Jahrestagung am 23. August feierlich beim Bankett in der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina verliehen.
Prof. Dr. Oliver Thews forscht und lehrt seit 2010 am Julius-Bernstein-Institut für Physiologie der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Bereits seit 25 Jahren befasst er sich in seiner Grundlagenforschung mit der Sauerstoffversorgung von Tumoren. Aktuell beschäftigt er sich mit der Fragestellung, welche Bedeutung der Sauerstoffmangel und die hieraus resultierende Übersäuerung des Gewebes für das maligne, das heißt das bösartige metastasierende Verhalten von Tumoren hat.
Weitere Informationen zur Fachgesellschaft und ISOTT-Jahrestagung unter https://isott2017.org und zum Programm unter https://isott2017.org/program