Wenn Viren und Bakterien in den Körper eindringen und sich dort vermehren, spricht man von einer Infektion. Jedoch machen nicht alle Eindringlinge automatisch krank, denn sie müssen erst an der Abwehr des Körpers, dem Immunsystem, vorbei. In der Regel kann das Immunsystem gut zwischen schädlichen und weniger gefährlichen Erregern unterscheiden und diese – falls notwendig – bekämpfen. Allerdings muss das Immunsystem diese Fähigkeit erst erlernen, sie ist nicht von Geburt an vorhanden. Das ist einer der Gründe dafür, warum Kinder häufiger krank werden als Erwachsene.
Wie genau sich das Immunsystem entwickelt und wie gut es unseren Körper schützt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese Faktoren wollen Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig in der LöwenKIDS-Studie untersuchen. Als neuester Studienort ist nun Halle hinzugekommen. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik (IMEBI) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg werden unter der Leitung von Dr. Andrea Schmidt-Pokrzywniak ebenfalls Kinder im Rahmen der Langzeitstudie in ihren ersten Lebensjahren begleitet. „Es ist eine klinisch-epidemiologische Fragestellung, wofür das IMEBI das Expertenwissen besitzt“, so die hallesche Koordinatorin.
Seit dem Beginn im Februar 2015 wird die Studie bereits in Braunschweig, Wolfenbüttel, Wolfsburg, Hannover, Bremen und München durchgeführt. Insgesamt 700 Kinder sollen untersucht werden. „Wir wollen herausfinden, welche Auswirkungen Infektionen auf die weitere Entwicklung des Kindes, seines Immunsystems und spätere Erkrankungen wie beispielsweise Asthma oder Allergien haben“, sagt Studienkoordinatorin Dr. Evelyn Dorendorf vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum. Die Forscher wollen zu diesem Zweck Kinder von Geburt an begleiten und deren Erkrankungen in den ersten Lebensjahren erfassen. „Die Eltern sollen dazu ein Symptomtagebuch führen und uns einmal im Jahr sowie immer, wenn die Kinder krank sind, einen Nasenabstrich beziehungsweise eine Stuhlprobe schicken“, sagt Prof. Rafael Mikolajczyk, Leiter der Studie am Helmholtz-Zentrum. „Außerdem soll es eine intensiver untersuchte Gruppe geben, in der Nasenabstriche und Stuhlproben einmal in Quartal gesammelt werden. Idealerweise wollen wir die Kinder bis zum Grundschulalter oder sogar länger untersuchen.“
Auch in Halle können werdende Mütter im letzten Schwangerschaftsdrittel sowie Familien, deren Kinder nicht älter als drei Monate sind, an der Studie teilnehmen. „Die Studie kann ganz bequem zu Hause durchgeführt werden. Die Teilnehmer bekommen alles zugeschickt: Fragebögen, Probensets, das Symptomtagebuch“, sagt Dr. Andrea Schmidt-Pokrzywniak, Koordinatorin der Studie in Halle.