Der nächste Vortrag der „HalOx International Lecture Series Disease Biology and Molecular Medicine“ am Montag, dem 30. Mai 2016 um 19 Uhr, widmet sich dem Thema: „Das Ubiquitin-System als Zielstruktur in der Krebstherapie – neue therapeutische Ansätze mit Chemoproteomics“. Referent ist Prof. Benedikt Kessler, der am Nuffield Department of Medicine der Universität Oxford forscht. Der Vortrag wird in englischer Sprache gehalten, der Veranstaltungsort ist der Historische Saal des Stadtmuseums im Christian-Wolff-Haus in Halle, Große Märkerstraße 10.
Die Regulation der Lebensdauer eines Proteins ist ein Schlüssel für viele biologische Prozesse. Wenn Proteine das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, werden sie oft aufgrund der Anlagerung von Ubiquitin (Ub) modifiziert. Dies führt nicht nur zur Beseitigung schadhafter Proteine, sondern dieser Vorgang ist auch an der physiologischen, proteolytischen Steuerung von Prozessen wie der Transkription, Signaltransduktion und Zellzyklusübergängen beteiligt.
Bisher haben sich Analysen auf die Ubiquitin-Anbindung konzentriert, einem Prozess für den bislang mehrere hundert Ub-Enzyme, sogenannte E3-Ligasen, charakterisiert wurden. Viel weniger ist über Enzyme bekannt, die das Ub vom Substratprotein entfernen, wobei auch hier bereits mehrere hundert Gene identifiziert wurden, die sich Konsensusmotive für deubiquitylylierende Enzyme (DUBs) teilen. Diese Vielzahl ist nicht mit einer einfachen Recycling-Funktion zu vereinbaren, sondern legt nah, dass es eine Reihe von spezifischen (aber noch weitgehend unentdeckten) biologische Funktionen dieser Aktivität gibt. Mitglieder der DUB-Familie sind bereits dafür bekannt, neoplastische Transformation zu fördern und an der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen mitzuwirken. Deshalb stellen sie attraktive Ziele für die Arzneimittelentwicklung dar.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Kessler analysiert eine bestimmte Untergruppe der deubiquitylylierunden Enzymfamilie, die eine Ovarialtumor-Domäne enthält. Die Funktion dieser Klasse von Proteinen ist weitgehend unbekannt. Genutzt wird eine Tandem-Affinitätsreinigungsmethode, um Proteininteraktionspartner zu finden sowie ein Proteomik-Ansatz mit Proteasesubstraten, um Substrate zu identifizieren und somit Ansatzpunkte für die genetische und biochemische Analyse der OTU-Funktion. Bisher durchgeführte Studien belegen eine zentrale Rolle für OTUs, insbesondere von OTUB1 bei der Regulation von Zellinvasion und Morphologie über ihre modulierende Wirkung auf die Stabilität von kleinen GTPasen. Insbesondere werden die Auswirkungen dieser molekularen Wechselwirkungen im Rahmen der Wirt-Pathogen-Interaktionen und Tumorgenese untersucht.
Prof. Kessler hat an der ETH Zürich Biochemie und Organische Chemie studiert, seinen PhD in Lausanne erworben und ist danach mit seiner Familie nach Boston, USA, gegangen, um an der Harvard Medical School zu forschen. Nach einigen Jahren in den USA ist er nach Oxford gewechselt, wo er sein eigenes Labor aufgebaut hat. Er forscht in den Bereichen Immunologie, Infektionskrankheiten und Krebs-Biologie.