Meckelsche Sammlungen stehen Forschenden nun als Online-Datenbank zur Verfügung

In Zusammenarbeit mit dem IT-Servicezentrum (ITZ) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist eine Online-Datenbank für die Meckelschen Sammlungen erstellt worden. Die Sammlungen, die sich im Institut für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen Fakultät befinden, verfügen über rund 8 000 medizinische und zoologische Exponate. Darunter sind einzigartige und medizinhistorisch äußerst wertvolle Präparate, die bis ins 18. Jahrhundert zurückgehen. „Alle vorliegenden Informationen zum Objekt sind nun erstmalig auf einen Blick verfügbar, wie Fotos des Objektes, die Präparatenummer und Datierung, historische Katalognummern und Etikettangaben, aber auch Hinweise zum Präparator, Provenienz, eine Beschreibung und Literaturangaben“, erläutert Institutsdirektorin Prof. Dr. Heike Kielstein. Die Online-Datenbank sei passwortgeschützt und für Forschende gedacht.

Die Datenbank dient einerseits der Bestands- und Zustandserfassung sowie der Sicherung der Präparate. Andererseits schließt sie auch die zum Teil damalige grafische Dokumentation der Präparate der Meckel-Ära ein. Sie kann nach unterschiedlichen Fragestellungen gerastert werden und ermöglicht so eine vertiefende wissenschaftliche Recherche. Claudia Steinicke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Anatomie und Zellbiologie, hat bereits 7090 Exponate in der Datenbank erfasst. Hierbei konnten unter anderem drei Präparate der Wilhelm-Roux-Sammlung für Entwicklungsmechanik im Sammlungsbestand wiederentdeckt und dieser zugeordnet werden. Zusätzlich gelang anhand von Recherchen in den historischen Institutskatalogen bei 16 bisher undatierten Präparaten eine zeitliche Einordnung sowie bei fünf Präparaten eine Zuordnung des Präparators. „Zwangsläufig beschäftigt man sich bei der Eingabe der Informationen mit dem historischen Hintergrund der Exponate. Dies ist eine unglaublich spannende Arbeit, bei der man auch einmal auf kuriose Geschichten stößt“, so Steinicke.

Einige Exponate schlummerten in den Vitrinen eher im Verborgenen ohne überlieferte Informationen. Zu diesen „Neuentdeckungen“ gehören beispielsweise zwei Exponate eines bekannten Hermaphroditen, der im 19. Jahrhundert gegen Geld regelrecht auf Tour ging und bei zahlreichen europäischen Experten vorstellig wurde, um die Geschlechtszugehörigkeit von diesen begutachten zu lassen. Zu diesen und weiteren Exponaten mit besonderer Geschichte, die im Rahmen ihrer Recherchearbeit eruiert wurden, ist ein Büchlein geplant.

„Des Weiteren erfolgte auch eine erstmalige Inventarisierung der im Institut vorhandenen 276 Wachsmodelle der bekannten Firma Ziegler. Diese war zwischen 1852 und 1918 die kommerziell erfolgreichste Firma in der internationalen Produktion entwicklungsgeschichtlicher Wachsmodelle und erlangte mit der Teilnahme an Weltausstellungen, wie 1867 in Paris, 1873 in Wien und 1893 in Chicago, internationales Renommee“, so Kielstein weiter. Die Wachsmodelle werden derzeit noch fotografisch erfasst, sodass auch von diesen Modellen Fotos in der Datenbank vorliegen werden.

Auch heute dienen die Meckelschen Sammlungen, die seit 2015 zu den „National wertvollen Kulturgütern Deutschlands“ zählen, mit ihrem reichen Fundus Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen als Informationsquelle. So bearbeitet Claudia Steinicke beispielsweise Rechercheanfragen vom Centre for Heritage & Museum Studies in Canberra (Australien), von Walforschern aus Dänemark, der Kunstuniversität Linz oder der Klassik Stiftung Weimar.

Wissenschaftliche Anfragen können gerne per Mail (meckelschesammlungen@medizin.uni-halle.de) gestellt werden. Forschende können auch vor Ort in der Datenbank selbst recherchieren.

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